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Eine tolle Peking-Bilanz und ein Vergleich zu Albertville, der mehr als hinkt

Unterm Strich waren es umstrittene, eiskalte, aber für Österreich unglaublich erfolgreiche Spiele mit einem historischem und einem märchenhaften Doppelpack. Respekt, Respekt und Ehre, wem Ehre gebührt, auch beim Empfang in Wien, wenn die Politiker vom HBP über Kanzler, Sportminister etc. mit Sprechblasen und Gesichtsbädern einen Zipfel von Gold, Silber und Bronze mit zu erhaschen versuchen, notabene erste Reihe Mitte live im Fernsehen. Und ehe es so weit ist, wird auch schon laut getrommelt, dass Peking die zweitbesten aller Winterspiele aus österreichischer Bilanz waren mit 18 Medaillen und davon gleich sieben Goldene, zwar eine mehr als vor 30 Jahren bei Olympia 1992 in Albertville, aber insgesamt um vier Medaillen weniger als anno dazumal (22). 

Bei aller Hochachtung vor den erfolgreichen rotweißroten Athleten merke ich die klare (PR-)Absicht und bin verstimmt, dass es sich hier um eine ganz bewusste Verzerrung handelt, weil die Vergleiche nicht nur hinken, sondern im Grunde schon stolpern. Nicht nur, dass es vor 30 Jahren in Albertville, Val d´Isere, La Plagne, Meribel, Courchevel, Les Saisies und Les Arcs nur 57 Bewerbe in 12 Sportarten gab, waren es jetzt in Peking sage und schreibe 109 Wettkämpfe in 15 Disziplinen, wobei etwa Snowboard (2x Gold, 1 Silber, Gasser, Karl, Ulbing) so wenig im Olympiaprogramm figurierte wie neue Teambewerbe im Alpinskilauf (Gold) und Rodeln (Silber) oder Skiathlon (Klassisch, Skating) im Langlauf (Bronze, Stadlober). Und wenn sich, wie schon gestern angemerkt, unser Olympia-Oberst(er) Karl wie ein Stoss im Himmel fühlt ob Platz 7 in der Nationenwertung, dann sei daran erinnert, dass sich Rotweißrot vor 30 Jahren – auch damals hatte nicht nur die Politik die Wende hinter sich – unter den Top 10 der Wintersportländer auf dem vierten Platz klassierte.

Ich sage das nicht als Ewiggestriger, der die Vergangenheit zu verklären, sondern der Wahrheit die Ehre zu geben versucht – auch im Interesse derer, die damals groß aufgetrumpft hatten wie die Olympiasieger Petra Kronberger (2xGold), Patrick Ortlieb (1), Ernst Vettori (1) Doris Neuner (Rodeln, 1) und Bobpilot Ingo Appelt, auch Goldschmied von Beruf – und eine Reihe anderer a la Anita Wachter, Neuner-Schwester Angelika, Markus Prock,  Markus Schmidt, Heinz Kuttin, Andi Felder, Günther Mader, Michael Tritscher, Klaus Sulzenbacher samt Staffel.

Wer sagt denn, dass diese heimischen Granden nicht ihr Scherflein zu noch mehr Medaillen beigetragen hätten, hätte es schon damals diese zusätzlichen Event-Chancen gegeben? Diese Gelegenheiten aber, das sei ebenso anerkennend unterstrichen, wurden in Peking von den aktuellen Sternen der Pisten, Schanzen, Loipen und im Eiskanal samt Gunst der Stunde auch genutzt. Ihre Erfolge sprechen sowieso für sich und bedürfen daher keiner verzerrenden Übersteigerung, damit sich die Bosse der sportlichen Instanzen und die Stützen der Gesellschaft sozusagen Hand in Hand mit den neuen Helden der Nation an die st(r)olz-geschwellte Brust klopfen und mit olympischen Federn schmücken können. Immer wieder, immer wieder Österreich … oder doch auch: Oh du mein Österreich!

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