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Wir sind Strolz oder: Von Peking-Ente zur goldenen Realität, die auf der Zunge zergeht

Der Vorhang ist gefallen. Nicht ohne Happy End! Rotweißrot war groß in Mod´! Applaus, Applaus! Der olympische Oberst Karl muss sich gefühlt haben wie Stoss im Himmel! 18 Medaillen, davon sieben in Gold, die letzte zum Finale furioso oder blasiolo in Bezug auf Böen auf der Piste. Heimat bist du großer Töchter wie Anna und Katharinas. Und gleich einer ganzen Bande großer Söhne, deren größter vor ein paar Wochen noch der siebente Skizwerg von links gewesen war. Hätte Anfang Jänner jemand die Wette riskiert, dass aus dem fast verlorenen Sohn Johannes Strolz der erfolgreichste Alpine der Winterspiele 2022 schlüpfen würde, sein Wagemut wäre mit einer Stange Geld belohnt worden.

Johannes Strolz vom siebenten Zwerg von links zum Peking-Alpin-Giganten, der sogar mit einem Stock triumphierte.

Aus mehr oder weniger Utopie aber ist traumhafte Wirklichkeit geworden.  Und aus der vermeintlichen Peking-Ente eine märchenhafte Story, die man sich immer wieder auf der Zunge zergehen lassen kann. Wie die väterlichen Emotionen, die den stolzen Papa übermannen, wenn ihn der Sohn rechts und links auf den Weg zum Olymp überholt. Und um allen die Krone aufzusetzen, am Ende sogar mit einem Stock die vergoldete Endstation Sehnsucht für das ÖSV-Team erreicht. Andersrum: Wir sind St(r)olz!

Jawohl, dieses vermaledeite Peking war trotz aller pandemischen Imponderabilien, trotz aller „haftnahen“ Quarantänen, windigen Bedingungen oder Entscheidungen, eisiger Temperaturen und frostiger Atmosphären, für das kleine Österreich mehr als eine Reise wert mit der drittbesten Medaillenausbeute aller Zeiten nach Albertville (22) und Turin (23) – und alles ohne die Skandale, deretwegen über unsere SportlerInnen oder Trainer mehr als nur einmal, sondern jahrelang der Stab gebrochen worden war. Süßer Reis statt bitterer Pillen, die wir haben schlucken müssen in der Vergangenheit…

Schon einmal abgetreten, jetzt am Silberpodest: Manuel Fettner. Stolz der Präsidentenmama: Teresa Stadlober.

Nein, nein, selbst im Langlauf sind wir sozusagen wieder in der (richtigen) Spur mit der ersten historischen Frauenmedaille durch Teresa Stadlober, die Präsidententochter, Finalplätzen im Teamsprint und den Hoffnungsschimmer, der mit dem echten Holländer und neuen Steirer Mika Vermeulen zwar noch nicht glänzt sie in seinen Juniorenjahren, aber immerhin schon schimmert. Interessant, wie Rotweißrot vom Oranje aufpoliert wird, da muss man nur bei Marcel „Van Deer“ Hirscher nachschlagen. Oder bei Sara Marita Kramer, Salzburgerin aus Holland, die daheim im Fernsehen verfolgen musste, wie andere die Medaillen holten, die für sie reserviert zu sein schienen. Zu dumm, dass wider alte Sprachregeln ein „positiver“ Test nur negative Auswirkungen nach sich zieht. Neue Normalität, was sonst, nicht wahr…

Schmerzhafter Sturz aus Medaillenträumen: Biathletin Hauser. In Social Media unten durch: Mikaela Shiffrin.

Und was die neue olympische Normalität betrifft, so waren es nicht nur bei uns zum Teil auch die „falschen“ Leute, die die Papierform auf den Kopf stellten. Tat´s Strolz, der Hannes ohne Hubert, auf ebenso sensationelle wie spektakuläre Weise sogar als Einstock-Akrobat von unten nach oben, so fabrizierte der amerikanische Superstar Mikaela Shiffrin den Kopfstand nach unten, über den die Medaillen ihres norwegischen Herzblattes Alexander Aamodt Kilde wohl kaum hinwegtrösten können. Ja, Olympia hatte wieder seine eigenen Gesetze – auch bei den so oft kritisierten, am Ende aber trotz aller klimatischen, vorhersehbaren Schwierigkeiten nahezu perfekten, obschon nicht reibungslosem Peking-Winterspielen.

Und wir, das kleine Österreich, präsentierten uns dabei wieder einmal als Großmacht, die noch ein Stück größer hätte sein können, hätte es da nicht manch dummes Sturzpech (u. a. Brennsteiner, Egle, Gleirscher), manch rätselhaftes Formtief (u. a. Schwarz, Feller, Siebenhofer) oder auch manch Blech (u. a. Hauser, Truppe, Tippler, Kombinierer) gegeben. Die Lücken, die sich durch unerwartete Schwächen auftaten, wurden aber fast immer von anderen geschlossen, die am Tag X zur Stunde X über sich hinauswuchsen. Aus eigenem, innerem Antrieb, der durch nichts zu ersetzen ist – und noch mehr wert als guter Rat der besten (Sport)Chefs. Darum hat Österreich in Peking und Umgebung seine Spuren hinterlassen. Der Mann, der Rotweißrot beim Ein- und Abmarsch hochhielt, wurde zur Symbolfigur des Erfolgs. Die Peking-Spiele gehen als Strolz-Festival, bei denen Tränen zerdrückt wurden, in die Geschichte, ein. Als Stoff, aus dem Träume sind. Aber wer weiß, vielleicht sogar – Bühnen-Potenzial …

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