Italiens Fans, die Tifosi, blicken am Sonntag ab 15 Uhr nach London, an diesem 11. Juli 2021 sozusagen Nabel der Sportwelt. Ihr Landsmann Mattei Berrettini, 25, hat es als erster Italiener der Tennisgeschichte überhaupt ins
Wimbledon-Finale geschafft, in dem er jenen Novak Djokovic herausfordert, der wieder mit dem 20. Grand-Slam-Titel zu Federer und Nadal aufschließen, mehr noch: weiter die Chance hätte, als erster Spieler seit Rod Laver (1968) den Kalender-Grand-Slam zu schaffen. Und damit in die modernen Annalen einzugehen.
Aber dieser Berrettini, der auf Gras seit Wochen alles abrasiert, was sich ihm in den Weg stellt, wäre im Falle eines Überraschungssieges gegen den „Djoker“ erst der zweite Italiener, der 45 Jahre nach Adriano Panatta (French Open, Paris, 1976) einen Grand-Slam-Titel gewinnt. Und wenn, dann auch der erste, der sich die Wimbledon-Krone aufsetzt. Ob so oder so in jedem Fall wird Geschichte geschrieben an diesem 11. Juli 2021, der es für Bella Italia in sich hat.
Wer darf Sonntag am Ende jubeln: Djokewr, Berretini, Sterling oder Squadra Azzurra?
Und für den Fall, dass einige Stunden nach Wimbledon die Squadra Azzurra um Kapitän und Vorsinger Chiellini den Briten in ihrem Wohnzimmer in Wembley heimleuchten sollten, dann wär´s auch der zweite Euro-Titel mehr als einem halben Jahrhundert nach dem Heimtriumph anno 1968 (2:0 gegen Jugoslawien in Rom). Wie man´s dreht und wendet, immer kommt ein erstes oder zweites Mal bei diesen Spielereien vor den großen Endspielen da wie dort heraus. Schließlich haben auch die Engländer seit dem legendären 4:2-WM-Triumph gegen Deutschland vor 55 Jahren weder einen Titel gewonnen noch bei WM auch EM ein Finale erreicht.
Die EM-Finalschmach ist schon getilgt, ob aber Euro-Geschichte für die Brexit-Kicker geschrieben wird, das hängt auch davon ob, wie hoch ihr Sterling in Wembley in Kurs steht. Und ob der Kane wie für fast alle Gegner auch zum Schicksal für Italien wird. Jedenfalls höchste Zeit, mit solchen Spielchen aufzuhören und zu warten, was demnächst binnen weniger Stunden in den Sportkathedralen von Wimbledon und Wembley wirklich gespielt wird….