Stell Dir vor, dass am heutigen Montag, 8. Februar 2021, die alpine Ski-WM beginnt, außer Hard-Core-Fans und Renn-Freaks weiß oder merkt das fast niemand? Noch gibt´s da ja nur eine Dunkelziffer, aber ich bin mir sicher, dass die Einschaltzahlen bei der ersten Entscheidung im pittoresken, wunderschönen Toni-Sailer-Triumphort Cortina d´ Ampezzo kaum ins Kraut schießen. Und wer weiß, wie viele Österreicher jenseits der Insider-Szene überhaupt wissen, welches rotweißrote Vier-Mäderl-Haus überhaupt in dieser neuartigen Kombi startet, geschweige denn die Gesichter zu den teils wenig bekannten Namen zuordnen können. Das muss leider ausnahmsweise in aller Ehrlichkeit von dieser Stelle aus gesagt, Pardon: geschrieben werden, obwohl diese, meine Stelle auch post-operativ immer noch – darf man das eigentlich noch öffentlich bekennen, ohne verfolgt oder gar geprügelt zu werden? – auf zwei Bretteln im g´führigen oder pulvrigen Schnee über Hänge kurvt. Man sei mir gnädig und verzeih den Ausflug auf Skipisten…
Einerlei. Für Österreich fahren also heute des (Schlecht-)Wetters wegen in umgedrehter Folge, also erst Slalom, dann nicht mehr Abfahrt, sondern Super G, die „Blecherne“ von Aare 2019, Ramona Siebenhofer aus Krakauebene, zuletzt als Ex-Downhill-Siegerin allerdings total down, die Ötztalerin Franziska Gritsch, als Junioren-Sternchen 2019 immerhin WM-Achte in der Kombi, dazu noch die Slalom-Spezialistin Katharina Huber aus Waidhofen an der Ybbs, deren bestes Kombi-Resultat allerdings ein 12. Platz (als drittbeste Österreicherin) vor einem Jahr im Europacup (Sarntal) war, und als vierte „Wundertüte“ die Vorarlbergerin Ariana Raedler, die eher in Speed-Bewerben daheim, ihren letzten Riesenslalom im März 2018 (ÖM, 10.) gefahren ist und sich vor mehr als drei Jahren in einer Europacup-Kombi an 20. Stelle eingereiht hat.
Ja, wo sind die Zeiten, da die Alpine, spätere Super-Kombi oder jetzige Super-G-Slalom-Kombination eine Medaillenbank für die selbsternannte Ski-Nation Nummer 1 war, sollten alle anderen Stricke reißen, man denke nur Post-Annemarie-Zeiten an Sylvia Eder, Anita Wachter, Renate Götschl, Nicole Hosp, Marlies Schild, Kathrin Zettel, Lizz Görgl, Anna Fenninger-Veith, alle vergoldet, versilbert, veredelt, bis Ramona Siebenhofer vor zwei Jahren um vier Hundertstel oder einen Hauch Pech das Bronze gegen Blech tauschte. Gretchenfrage: Schafft sie den Salto rückwärts, damit Vergangenheit wieder allgegenwärtige Zukunft hat? Hat sie die kurze Rennpause so gut genützt, dass die Tempobremse wieder weg und der weiße Speed-Rausch wieder da ist?
Man soll ja, heißt es, niemals nie sagen, weil ja, wie die Skigeschichte lehrt, gerade WM´s ihre eigenen Gesetze haben. Aber da müsste nicht nur das Wetter wahre Kapriolen schlagen, damit sich der weite, große Favoritenkreis um Shiffrin, Vlhova, Brignone, Bassino, Worley, Gisin, Holdener, aber auch Skandinavierinnen und Nordamerika-Girls wie Gagnon durch wahre Fehlerorgien oder Sturzserien selbst so einengt, dass krasse Außenseiter ein Platzerl am Stockerl finden. Aber träumen, dass es in Covid-19-Zeiten zumindest sportlich doch noch Wunschkonzerte gibt, wird man ja bei allen Ver- und Geboten doch noch dürfen. Und dass nach der Kombi auch vor dem Super G ist. Da winkt anderntags trotz der ohen Ausfallsquote im ÖSV-Damenteam dank Tamara Tippler sogar ein Silber-Streif am Horizont. Samt dieser blonden, eher extrovertierten Person, die gern ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie wäre die richtige Initialzündung, damit sich der Fokus der Sportfans vom Fußball und von Thiem und Tennis auch wieder auf die Ski-WM in Cortina richtet. Obschon eben diese „Piste“ für die echten „Tippler“, sprich: Wettfreunde, keine Spielwiese ist.