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Fast verloren, dann gewonnen: In Ofi steckt ganz starker Ofner-Charakter

Ich hab´s schon gestern im Notizen-Blog zu später Stunde gewürdigt, kann mich aber bei näherer Beschreibung heute nur wiederholen: Hut ab, Respekt, Hochachtung! Kaum jemand hätte bei den French Open in Roland Garros auch nur einen Cent auf Sebastian Ofner gesetzt, als der 28jährige Steirer in der Erstrundenpartie gegen den französischen Wildcard-Lokalmatador Terrence Atmane mit 3:6, 4:6, 2:4 und Break zurückgelegen war. Aber siehe da, in dieser heiklen, fast aussichtslosen Situation erwachte, mehr noch: entflammte der Fighting Spirit eines jahrelang unterschätzten Spätzünders, um mit neuem Mut zur Courage die Angst vor dem Verlieren zu vertreiben.

Und so gelang es dem Basti oder Ofi, wie man ihn nennt, die Wende zu erzwingen und ein Match, das verloren zu sein schien, zu drehen. So zu wenden, dass der Franzose aus lauter Frust über einen vergebenen Punkt die Filzkugel mit mehr als 200km/h ins Publikum drosch und dabei eine Zuschauerin am Knie traf. Aber anders als ehedem bei Djokovic in Flushing Meadows, der wegen eines weit harmloseren Vergehens vom Turnier ausgeschlossen worden war, ließen Schieds- und Oberschiedsrichter beim Franzosen patriotische Gnade vor Recht ergehen, ersparten ihm zwar die Disqualifikation, dürften aber dabei unserem bewundernswerten Tennis-Freund Ofner eine zusätzliche Dosis an Jetzt-erst-recht-Zorn injiziert haben.

Jedenfalls genug des erlaubten Aufputschmittels, um nach 3:35 Stunden mit 3:6, 4:5, 7:6, 6:2, 7:5 die zweite Runde des zweiten Grand-Slam-Turniers zu erreichen, in der entweder der argentinische Kitzbühel-Sieger Baez, auch Sebastian, oder der brasilianischen Qualifikant Heide auf ihn zukommen. Beide kann er heute in Ruhe erste Reihe Mitte studieren.

Fast schon draußen, jetzt wieder mittendrin im Geschehen, um 73.000 Euro, aber auch 45 Punkte reicher, die er von den 180 Punkten aus dem Vorjahrs-Achtelfinale verteidigt hat. Wieviel Prozent an mentaler Stärke der mit dem gedrehten Match dazu gepackt hat, lässt sich weder messen noch abschätzen. Jedenfalls hat Ofner einen Widerstands- und Überlebenswillen entwickelt, der aller Ehren wert war und ist.

Und den man sich, ohne auf ihn hinzuhauen, genau darum im nach hinein auch seinem „Stallkollegen“ und ehemaligen Vorbild Dominic Thiem gewünscht hätte, der sich im Zuge des langen und doch unvollendeten Comebacks bis zum allzu frühen Rücktritt auf Raten niemals so aufgebäumt hat wie der vergleichsweise lange nicht so talentierte Steirer, der auch viele Verletzungen und Rückschläge verdauen und überwinden musste, um doch noch unter die Top 50 der Tenniswelt vorzustoßen. Nochmals: Hut ab, Respekt, Respekt! Im Ofi steckt ein ganz starker Ofner-Charakter!

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