Wie das so ist in der Politik wie im Sport(leben) – angesagte Revolutionen finden in der Regel eben nie statt! Hätte es eines Beweises dieser These oder Theorie bedurft, dann hat sie der Skiweltverband FIS jetzt in Mailand geliefert. Die großangekündigte Gegenoffensive zum inzwischen wiedergewählten, weiterhin nicht unumstrittenen Präsidenten Johan Eliasch endete wie das berühmte Hornberger Schießen. Die einzigen, die dabei grollend, schmollend und zähneknirschend mehr oder weniger umfielen, waren just jene, die sich davor ebenso aufgeregt hatten wie sie im nach hinein mit Klagen drohen. Abgesehen davon, dass der Solo-Kandidat Eliasch mit Ausnahme derer, die seine Wiederwahl boykottiert hatten, also mit knapp zwei Drittel der Stimmen gewählt wurde, hat er mit geringen Abstrichen auch sein vordem heftig attackiertes (Weltcup)-Reformprogramm absegnen lassen können.
Ja, so verhält es sich am Ende, wenn man jedem etwas gibt, der etwas haben will, den grantigen Deutschen zwar nicht die WM, aber dafür ein sicher publikumswirksames Night-Race a la Schladming und dazu die Herren-Speed-Rennen, die Saalbach im kommenden Winter gar nicht haben könnte und Damen-Alternativen nicht wollte, das kleine Andorra muss zwar mit einer Ski-WM noch warten, bekam dafür aber viel früher als normal ein weiteres Weltcupfinale – und nicht zu vergessen die Schwyzer mit ihrem Doch-nicht-FIS-Chef Urs Lehmann, die mit den neuen Spätherbstabfahrten in Zermatt/Cervinia und vor allem mit der Crans-Montana-WM 2027 bedacht wurden. Und Montafon hat die Freestyle-WM!
Divide et impera, so hieß es schon im alten Rom. Ob sich der präsidiale Milliardär Johan Eliasch daran erinnert hat, um den Spruch auf verteile und herrsche weiter auszuweiten, entzieht sich meiner Kenntnis. Für einen unternehmerischen Funktionärsneuling, dem auch unser Altpräsident, FIS-Vize i. R., aber Ehrenmitglied (mit Kumpel Leistner) Schröcksnadel ganz ohne Freundschaft das „Drüberfahren“ vorgeworfen hatte, war´s jedenfalls ein sportdiplomatischer Erfolg, auch wenn die Opposition knurrt, mit Klagen, Ab- und einer Neuwahl droht, ohne allerdings einen vernünftigen Gegenkandidaten bei der Hand zu haben. Hätte man alles vorher haben können/müssen – auch die Unterstützung jener, die jetzt für Eliasch waren. Ansonsten sind das alles nichts als leere Drohungen. Also alles Mumpitz!
Trotz vieler Vorbehalte und Enthaltungen – der immer noch Head-Besitzer oder gar versteckte CEO, hat jedenfalls – auch wenn´s einigen Skimenschen ein Dorn im Auge sein sollte – die erste Herausforderung gemeistert. Was die praktische Umsetzung seiner Reformen/Veränderungswünsche betrifft, also auch zweimal US-Weltcup, wird sich noch weisen. Fakt ist und bleibt, dass der alpine wie sonstige Ski-Rennsport neue Impulse braucht, um sich weltweit mehr Geltung und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Tradition und Fortschritt schließen sich ja nicht gegenseitig aus, auch Kitzbhel und Holmenkollen haben ja gezeigt, wie man aus Geschichte großes Geschäft machen kann. Man muss beides nur auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Ob´s gelingt, wenn intern Fetzen fliegen, wage ich aber Vobzu bezweifeln. Andererseits sei an den Spruch erinnert, wonach Hunde, die bellen, nicht beißen…