Fussball

Fliegender Holländer, Bullen-Jubiläum mit Memento Mori, Senioren-Duo und gestutzte Flügel

Es gäbe mehr als nur ein reizvolles Thema des Wochenendsports, das es wert wäre, sich mit ihm zu beschäftigen. Etwa der immer mehr vernagelten Tore im Fußball, wenn es um (fast) alles geht, weil immer mehr verlernt haben, Tore zu schießen, weil sie darauf fast schon dressiert sind, Tore zu verhindern. So gesehen zum Leidwesen der Kroaten ihres inzwischen 37-Jährigen Perpetuum Mobile Modric, dem als Real-Madrid-Star just Brötchengeber Spanien im Kampf um die European Nations League die Butter vom Brot strich. Just mit dem letzten Elferschützen, der traf, nämlich Carbajal von Real-Madrid, der eingetauscht worden war. Ironischer könnte das Schicksal eigentlich kaum sein.

Fast parallel zum Fußballgipfel im Rotterdam lief zu nachmittäglicher Ortszeit auf der Isle St. Helene von Montreal der Grand Prix von Spanien, der vom Regentraining bis zur Zielflagge eine geschichtsträchtige One-Man-Show war, die der 25jährige Doppelweltmeister aus Holland, Max Verstappen, vor Abertausenden an Formel-1-Fans abzog. In Memoriam Mateschitz war´s der 100. Jubiläumssieg, den das erst 2005 aus der Taufe gehobene Red-Bull-Racing-Team da feierte, begleitet von sechs WM-Titeln (4 Vettel, 2 Verstappen), die jeweils von den damals jüngsten Champions erobert wurden.

Weil der (davon) fliegende Holländer in Montreal mit seinem 42. Sieg schon als Mittzwanziger den legendären, unvergessenen Ayrton Senna überflügelte, setzte er damit einen weiteren von unglaublich vielen Meilensteinen der Bullen-Geschichte. „Als wir Jaguar gekauft haben“, erinnerte Dr. Helmut Marko, Mastermind ohne Portefeuille, „haben wir davon geträumt, einmal einen Grand-Prix zu gewinnen. Aber dass es in so kurzer Zeit gleich hundert werden, das ist fantastisch.“ Und bedauerte in einem Atemzug, dass es der visionäre Didi nicht mehr erleben hat können. In der Tat: Mateschitz hat nicht nur der Formel 1 wahre Flügel verliehen …

In alle diese Jubelstürme hinein möchte ich auch auf die beiden Podiumspartner des derzeitigen GP-ET´s verweisen, die zusammengerechnet neun WM-Titel gewonnen haben, zusammengerechnet aber auch 80 Jahre alt sind. Die Rede ist von den Evergreens Fernando Alonso (42), ein Hit auch ohne Servus-Ex-Freundin Schlager, und Lewis Hamilton (38), der sich anschickt, die Nicht-mehr-Silberpfeile aus der Kriechspur zu steuern. Hut ab vor Fitness, Reaktionsschnelligkeit, Risikofreudigkeit und Geistesgegenwärtigkeit der älteren, um nicht zu sagen alten Formel-1-Generation, es stellt sich aber nichtsdestotrotz zumindest für mich die Frage, in welchem Spitzensport abseits vom Präzisionsspiel Golf und vom (Spring-, Dressur-) Reiten solche Methusalems ganz vorn mitmischen können. Es entscheiden eben, wie wir wissen, auch die PS, ob derer mehrere hundert, oder nur eine, wer wie wann was erreichen kann oder auch nicht.

Und in einem Sport, der auch Formel-1-Zirkus genannt wird, geht´s nicht zuletzt auch darum, den Dompteuren zu folgen, die (nicht nur als Team-Prinzipals) auch die Regisseure hinter den Kulissen sind. Wer sich nicht daran hält, sich im Rausch von Siegen und in der Hitze des Gefechtes zu weit aus dem Fenster lehnt, dem werden Flügel schneller gestutzt, als er es glaubt. Merk´s Sergio Perez, ohne dem Überflieger Verstappen, Sohn eines alten Formel-1-Wegbegleiters der 80er-Jahre, eine Perle aus der Krone zu brechen. Aber so ist´s im Kommerzsport von heute.

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