In Graz steigt von Freitag bis Sonntag das traditionelle Ströck-Schwimmmeeting in der Auster Eggenberg. Ein alljährlicher Termin, der heuer kaum schlechter hätte fallen können. Da in drei Wochen die – mit Olympia – um ein Jahr verschobenen Europameisterschaften in Budapest steigen, fehlt mit dem auf diese Titelkämpfe konzentrierten Felix Auböck nicht nur das größte Aushängeschild, auch ein Teil der schon für Tokio qualifizierten oder aber die Limit-Jagd eher in Budapest ins Auge fassenden SchwimmerInnen hat ein Trainingscamp in der Türkei dem Graz-Start vorgezogen. Für Bernhard Reitshammer, der als einziger aus dem Olympia-Quintett in der Auster schwimmt, ist´s wohl eher so etwas wie eine Standortbestimmung, ehe der Final-Countdown mit spezieller EM-Vorbereitung einsetzt.
Wer aber als langjähriger Kenner und Insider der (nicht nur) heimischen Schwimmszene das Teilnehmerfeld und Meldeergebnis der einzelnen Bewerbe näher unter die Lupe nimmt, dem schwant, welch (buchstäblicher) Vater des Gedankens hinter dem Start eines Damen-Jung-Twen-Trios über die 200m Kraul stecken könnte. Zwar fehlt mit Marlene Kahler (Fixplatz Tokio, Training Erzurum, Türkei) die aktuell schnellste Österreicherin auf dieser Distanz, dafür blasen die von Linz nach Zürich gewechselte Lena Kreundl, Cornelia Pammer aus Traun, und nicht zuletzt die aus Innsbruck stammende, in der Südstadt trainierende Lena Opatril, angehende Lehrerin und Tochter des OSV-Vizepräsidenten, zum Halali auf ihre persönlichen Bestzeiten.
Abgesehen davon, dass sich Spitzensportler immer steigern wollen, dürfte es seitens des Verbandes auch zusätzliche Mut-Injektionen geben. Was aber sollen diese Motivations-Spritzen bezwecken? Worum könnte es noch gehen? Etwa gar darum, dass sich auf diesem (Um)Wege noch Mittel finden und Hoffnungen wecken lassen, eine 4x200m-Kraul-Staffel der Damen zu Olympia zu entsenden – immer vorausgesetzt, dass zum einen das „Viermäderl-Haus“ mit addierten Zeiten eine Weltverband- und ÖOC-Norm erfüllt, zum anderen aber die eine oder andere, qualifizierte Nation auf einen Startplatz in Tokio verzichtet. Die Pandemie hat schließlich manch Karten (und Qualifikationen) neu gemischt.
Was das angeht, so gibt´s ja schon einige Länder, die angesichts von Kassandra-Rufen ihre Rückzug – oder Boykottbereitschaft angekündigt haben. Und was die Bereitschaft des Schwimmverbandes betrifft, genauer gesagt: ihres Vizepräsidenten, so muss man nur dem Opatril-Vater, seines Zeichens doppelter Doktor, auf den Zahn(arzt) fühlen. Wie man, wenn schon nicht im Solo, dann im Staffel-Quartett olympisches Land erreichen kann, darin hat er sich ja schon vor 33 Jahren als wahrer Meister dieses speziellen Schwimmfaches erwiesen.
Damals hatte es für ihn und Kollegen um ein paar lumpige Sekundenbruchteile eigentlich nicht zum Seoul-Limit gereicht, aber Toni Weghofer, der „schwarze“ Schwimmpräsident, Wiener Polizei- und ÖOC-Vize, beförderte Opatril samt Bruder Markus und Staffel-Blutsbrüder im „Tausch“ mit einem „roten“ Wackelkandidaten als „Grenzfall“ doch noch ins Olympiateam. Als Dank blieb die Staffel unplatziert und ohne offizielle Zeit, weil sie wegen Fehlstarts disqualifiziert werden musste.
Stefan Opatril aber ging mit einem Doppelpack in die Annalen ein, der bis heute (s)ein Alleinstellungsmerkmal ist. Er schaffte nach der Staffel nämlich auch im Einzel über 100m Kraul die Disqualifikation. Allerhand! Damals war er Student, jetzt ist er, mehr als ausgelernt, möglicherweise der „doppelt legitimierte“ Vater des Gedankens, dass auch das nette Fräulein Tochter vielleicht doch noch in Tokio landet. Ja, warum denn nicht? Im Lande sportpolitischer Gegengeschäfte ist schließlich so gut wie nichts unmöglich. Also warten wir einmal ab, wie verschlossen die Dinge in der Auster bleiben. Oder sich die harte Schale öffnet, damit sich eine typisch österreichische Geschichte wiederholt.