Es ging im Chatelet-Theater an der Seine zu Paris um den Ballon d´Or, zu Deutsch schlicht um die Goldene Fußballer(innen)-, Torjäger-, Torleute-Kugel des Jahres, seit Jahrzehnten organisiert vom Fachmagazin France Football. Und während noch die Stars geehrt wurden, gab´s schon laute Aufschreie in den diversen Foren und Fernseh-Sendern. Von Schiebung war die Rede, manipulierter und einseitiger Wahl und unser aller Loddar, der weitgereiste und omnipräsente Globetrotter Matthäus, verstand gar die Welt nicht mehr. Und warum? Weil ausgerechnet der „Barcelona“-Flüchtling Lionel Messi in seiner neuen Wahlheimat sozusagen zur verspäteten Begrüßung zum siebenten Mal die Trophäe hochstemmen und – da des Englischen wie Französischen nicht mächtig – sich im besten Spanisch untertänigst bedanken durfte. Alles, wie Loddar zeterte, auf Kosten von Bayern-Goalgetter Robert Lewandowski, der auf dem Weg zum Meistertitel und Schützenkönig auch den Bundesliga-Torrekord des unvergessenen, heuer verstorbenen, von seinem ersten Trainer „Tschik“ Cajkovski liebevoll „kleines dickes“ titulierten Müller überboten hatte.
Natürlich haben die Wahlfrauen- und Wahlmänner gewusst, wer die Nase warum vorne hat, sonst hätten sie ja den knapp besiegten Robert Lewandowski nicht als Trostpreis zum Goalgetter des Jahres gekürt, oder? Natürlich stimmt´s, dass Messi an sich fast ein Seuchenjahr hinter sich hatte mit verpassten Barca-Titeln, den Abschiedstränen von seinem Herzensklub und dem angeblich unausweichlichen, spektakulären Wechsel von der Costa Brava an die Seine, also eben in jene Heimatstadt von France Football, die offensichtlich seine Liebe auf den zweiten Blick geworden ist – und das, obwohl er erst später stieg bei Paris Saint-Germain, weil Muskeln zwickten, er nicht viele Tore schoss, aber immerhin einige auflegte. Damit also hätte Leo, wie Lionel gerufen wird, kaum punkten können, dafür aber mit seinem ersten Triumph mit Argentiniens Nationalteam, dem Sieg in der Copa Sudamerica. Immerhin ein kleiner Abklatsch dessen, was sein vor einem Jahr verstorbenes Idol Diego Armando Maradona als Nr. 10 erreicht hatte. Und bei der Ehrung durfte natürlich ein Momento Mori auf einen der Allergrößten aller Zeiten nicht fehlen.
Immerhin hatte Messi aber auch eine Botschaft an Lewa und an France Football bei der Hand, besser im Munde. Man sollte, da es ja 2020 wegen Corona (aber warum dann heuer bei so vielen Mutanten?) keinen Ballon d´Or gegeben hatte, ihn nachträglich Lewandowski, dem auch damals besten Torjäger und Champions League-Sieger mit Bayern München, nachträglich verleihen. Das nennt man Großherzigkeit, nicht wahr. Vielleicht gibt´s dafür 2022 den Fairness-Preis, wer weiß? Einerlei. Die drei kleinen Messi-Kinder klatschten im Fu0ßball-Theater und hoben die Hände zum Victory-Zeichen. Schmerz, Herz, was willst du mehr in einer einzigen Übertragung, dazu noch die Tränen von Mama Alexia Putallas, die vom Lokalrivalen Espanyol gekommen war, um als Herzstück der Barca-Frauen die Champions League zu gewinnen. Alexia, Mama und Schwesternherz umarmten sich auf offener Bühne, dass die Wogen der Emotionen nur so hochgingen.
Da Loddar ja schon als Fußballer und auch sonst im Leben weitgereist, welterfahren, aber auch leidgeprüft ist, vor allem aber die televisionären Gesetze in seiner dritten Karriere als Experte kennt, sollte er allmählich die Welt verstehen. Oder aus lauter Bayern-Herz so tun, als würde er sie nicht begreifen. Was sollen dann andere Stars sagen, die ebenso gut die Trophäe hätten hochstemmen können wie ein Ronaldo, der in Italien wieder zu den besten Schützen zählte und auch ManU mit seinen Toren im Europacup hielt. Wie ein Salah, der mit Liverpool von Torfestival zu Torfestival eilt. Wie Benzema, der bei Real Madrid seinen zweiten Frühling erlebt. Wie Kante, die Pferdelunge des Champion-League- und Supercup-Siegers Chelsea. Ja, Geschmäcker und Ohrfeigen, so sagt der Volksmund, sind halt verschieden. Drum sei gesagt, dass man die Wahl Messis diskutieren kann, aber nicht darüber, ob er einer der besten Kicker der Gegenwart ist, wenn nicht einer der Besten aller Zeiten. Mit Pele und Maradona.