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Gröden-Kurzklassiker: Rettender steirischer Engel mit Schuss an Wiener Blut

 Als in St. Christina im Zielraum der Saslong-Abfahrt eine der schlimmsten Skipleiten für den stolzen heimischen Verband drohte, da kam ein gewisser Stefan Babinsky, nicht mehr ganz taufrisch, sondern auch schon 27, wie ein rettender Engel mit der hohen Nummer 44 daher, um als Sechster halbwegs die Ski-Ehre zu retten. Wer Stefan danach im Interview gehört hat, der wird vielleicht den typisch steirischen Dialekt vermisst haben. Aus gutem Grund, der aber weniger damit zu tun hat, dass er in Bremen, also an der deutschen Waterkant, geboren wurde. In Bremen wohl deshalb, weil sein Vater bei der Lufthansa als Pilot im Einsatz war, jener Papa Babinsky, der aus Wien kommt, aber eine Steirerin geheiratet hat, für die er Wien gegen Seckau getauscht hat. Mit Fug und Recht könnte man also mit einem Schuss an Sarkasmus sagen, dass in der Rettungsfahrt von Gröden auch Wiener Blut geflossen ist…

Stefan allerdings stand schon als Kleinkind in Seckau auf Skiern, er besuchte dort das Stiftsgymnasium, bevor er nach Saalfelden wechselte. Über den Europacup, wo ich ihn vor einigen Jahren als Jung-Twen auf der „Streif“ mit Ziel am Oberhausberg kennengelernt und mit ihm geplaudert hab, kam er in den Weltcup. Aber bis heute in Gröden konnte Babinsky, WM 2023 inklusive, eher im Super G jene Erwartungen hin und wieder erfüllen, die man in Ihn gesetzt hat. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man sein Topresultat in einer Abfahrt einschätzen soll, die um etwa eine halbe Minute kürzer war als der originale Gröden-Klassiker? Was ja übrigens auch für den US-Sensationssieger Bryce Bennet gilt, der allerdings schon ein Rennen gewonnen hatte…

Und weil wir bei Babinsky sind, der den Sprung ins Weltcupteam und mehrmals schon unter die Top 10 geschafft hat, so drängt sich auch die Frage auf, wie man den grandiosen heutigen Mannschaftserfolg der ÖSV-Abfahrer mit dem Steirer Vincent Wieser (Junioren-WM-Teambronze) an der Spitze beim Europacup in Santa Caterina taxieren soll. Wieser vor Traninger im Doppelpack, vier unter den Top 6, fünf unter den Top 10, da schlägt das rotweißrote Abfahrtsherz schneller und höher. Ein Triumph, der auf den ersten Blick eine mehr als rosige Zukunft verspricht, gar keine Frage, auch wenn man sagen muss, dass Vincent Wieser diese zudem ebenfalls kurze Strecke wie die Westentasche kennt, schließlich ist er dort auch im Vorjahr mehrmals gefahren.

Das, bitte vielmals, soll seinen Sieg nicht schmälern oder abwerten, sei aber vorsichtshalber erwähnt. Was immer im Europacup passiert, lässt sich nicht eins zu eins auf den Weltcup umlegen. Es sind buchstäblich zwei unterschiedliche Schuhe mit anderen Nummern. Und da ist´s schwierig, von einem Tag, Monat, wenn nicht Jahr von einem kleineren in den anderen größeren Schuh hineinzuwachsen. Stefan Babinsky kann sicher davon Lieder aus eigener langjähriger Erfahrung singen. Aber lassen wir uns so überraschen, wie er es heute zu unserem Ski-Glück getan hat.

 

 

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