Fussball

Hasenhüttl muss fest Gas in Wolfsburger geben, um Abwärtsspirale zu bremsen

Welch eine Koinzidenz! Wie es der Zufallsgenerator wollte, verabschiedete sich Spielersohn Patrick Hasenhüttl beim Halleschen FC zur gleichen Zeit vom Profifußball, zu der Vater Ralph Hasenhüttl nach 1 ½-jähriger Pause sein Trainer-Comeback beim VFL Wolfsburg bekanntgab. Der Junior und dessen bescheidene Erfolge dürften nur Insidern der deutschen Fußballszene bekannt gewesen sein im Gegensatz zum kantigen, streitbaren Herrn Papa, der es als erster Österreich-Trainer in die Premier League geschafft und bis auf die Schlussphase den FC Southampton erfolgreich betreut und vor dem Abstieg bewahrt hatte.

Wie die Dinge liegen, so fängt der Grazer in Wolfsburg dort an, wo er auch bei den „Saints“, wie man Southampton nennt, begonnen hatte – als Feuerwehrhauptmann, der die sieglose, auch von Pech begleitete Abwärtsspirale einbremsen und eine Trendumkehr erzwingen soll. Als altgedienter Mann der Branche kenne ich natürlich den Spruch, dass neue Besen besser kehren und den Ausdruck vom Trainereffekt beim Trainerwechsel. Das hört sich alles nicht nur gut an, sondern lässt sich womöglich anfangs ebenso gut an, trifft aber in veränderten Fußballzeiten immer seltener zu. Schlussendlich kommt´s auf die Qualität der Mannschaft an, also des Spielermaterials, wobei man Material nicht (wie viele Gutmenschen) jetzt wörtlich nehmen muss, weil es sich ja um Menschen handelt, die dahinterstecken.

Da ja immer öfter Kleinigkeiten entscheiden, so wird es an Hasenhüttl liegen, die Teufelchen im Detail zu finden und so schnell wie möglich zu entfernen. Das ist alles leichter gesagt als getan, jedenfalls schwieriger, als einen Schalter umzulegen, um vom Leerlauf in den Overdrive zu schalten. Nicht nur auf der Insel, wo Hasenhüttl letztlich vor allem durch den Verkauf der besten Spieler in die Bredouille gekommen war, hat der ehemalige Teamstürmer, Bundesliga-Legionär, Ingolstadt- und Leipzig-Trainer den von ihm betreuten Klubs seinen Stempel aufgedrückt. Nicht zuletzt auch mit dem kraftraubenden, aber stärkere Gegner einschüchternde Forechecking, aus dem dann medial das mittlerweile obligate Spiel gegen den Ball wurde.

Man kann gespannt sein, wie gut und wie schnell es Hasenhüttl schafft, einer sowohl verunsicherten als auch, so sickerte durch, nicht immer geeinigten Truppe seine Vorstellungen zu vermitteln, wenn nicht einzuimpfen. Für den Bundesliga-Heimkehrer von Vorteil, dass er dank Länderspielpause jetzt gut 10 Tage lang Zeit hat, die Wolfsburgern in einem der kommenden Schlüssel-, aber noch nicht Schicksalsspielen beim SV Werder in Bremen einzustimmen. 

Wie der Volksmund sagt, so macht eine Schwalbe noch lange keinen Sommer. Weder so noch so. Aber ein Hasenhüttl hat schon mehrmals bewiesen, dass er mehr ist als nur eine Feuerwehr, die einen Brand löscht, sondern auch das Potenzial besitzt, etwas Neues aufzubauen. Aber auch das ist und wird eine Frage der Zeit. Ein Käfer ist kein Porsche, aber er zu einem Polo oder Golf sollt´s mit dem VW-Klub reichen…   

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