News sind´s keine mehr, auch WM-Premiere ist´s keine, trotz allem aber immer noch eine – wie man heutzutage sagt – Juicy Story. Die Rede ist von Sabrina Simader, bald 23, nicht die einzige, aber derzeit bekannteste und beste Farbige auf Skiern. Sie stammt aus Kenia und fährt auch fürs Ski-lose afrikanische Geburtsland, aus dem sie ihr inzwischen verstorbener Adoptiv-Vater samt Mama ins Mühlviertel geholt hatte, ehe er sie auf Ski stellte und dann nach Haus in Ennstal zu Füßen von Dachstein, Planai und Kaibling übersiedelte. Sabrinas Eckdaten: Hautfarbe dunkelbraun, Zungenschlag, Redensart, Schulweg, Lebensweise aber Rotweißrot, genauer gesagt: Steirisch. Halb zog es sie, halb sank sie hin zur Skileidenschaft, mehr noch: Rennfahrer-Passion, mehr noch: nicht Zickzack durch den Flaggenwald, sondern im Highspeed und Temporausch in Abfahrten und im Super G. „Haus“-gemachter weißer Rausch vom Schwarzen Kontinent…
Trotzdem schrieb sie Weltcup-Geschichte in einem Riesenslalom, bei dem sie, damals 17-jährig, erstmals mit Mama im Sog am Bachern in Maribor aufgetaucht war. Den zweiten historischen Meilenstein verpasste sie vor drei Jahren am Rendl in St. Anton, als sie um ein Hundertstel, weniger als ein Wimpernschlag, das Abfahrtsgold bei der gut besetzten Städteski-WM verpasste. Ärgerlich, keine Frage, weil das mehr als nur Schlagzeilen hierzulande wert gewesen wäre, sondern auch fürs NOK Kenias, von dem Sabrina neben Sponsoren und Förderern unterstützt wird. Schließlich hat sie die Skifahnen ihrer ursprünglichen Heimat ja bei den Winterspielen 2018 in Korea hochgehalten. Ein Jahr nach der WM-Premiere in St. Moritz.
Da Are 2019 flachgefallen war, läuft für Fräulein oder besser Frau Simader jetzt der Final Countdown zur zweiten Weltmeisterschaft ihrer Skikarriere, die sie im Herbst 2020 fast übers Knie gebrochen hätte – Seitenband und Meniskus nach Sturz in Hintertux gerissen, Schiene statt Training bis weit in den heuer so schneereichen Winter. Cortina ade? Mitnichten! Sabrina ist nicht nur schon dort, um in den Startlöchern für den Super G der Alpinen Kombination am WM-Eröffnungstag zu scharren – nein, Frau oder Frl. Simader war schon vor kurzem dort, nicht auf der Tofana-WM-Piste, aber am Falzarego, wo sie in zwei internationa(inklusive USA) ordentlich besetzten FIS-Super G´s als Neunte bzw. Achtzehnte nach schwerer Verletzung und langer Pause wieder Selbstvertrauen und Moral für den WM-Ernstfall holte, bei dem aller guten Dinge drei (an Starts) sind: Super G AK, Super G Spezial und Abfahrt. Wie gesagt: Sabrina kann´s nicht schnell genug gehen, obwohl ihr bewusst ist, dass sie noch nicht schnell genug und noch ein bisserl zu weit hinten ist. Angst? Selbst zwischen den berühmten Tofana-Felsen will Sabrina keine kennen. Da ist die Befürchtung eher größer, zu viel Rückstand im Rennen aufzureißen.
Um ihn zu minimieren und damit auch die Höhe der PIatzziffern, haben Mama und Tochter Simader ein Team aufgebaut mit dem Langzeit-Trainer Christian Reis und dem holländischen Ex-Rennläufer Alwin de Quartel als zweiten Coach, dazu gibt´s Head-Ski und eine lange Liste an Sponsoren, die gegen Gegengeschäft/Leistung die Spendierhosen anziehen wie Murauer Bier, das Sabrina als unübersehbares Testimonial in alkoholfreier Form anbietet, Hintertuxer Gletscher, BUFF Austria (Schals etc.) , EPM Austria (Sportartikelgroßhandel), Spyder (Skiwear) , Uvex und Reusch. Da sind Herkunft und Hautfarbe im schneeweißen Sport eher von Vorteil. Und für Sabrina ist Schwarzweiß-Malerei sowieso kein Thema. „Ich bin stolz darauf“, sagt sie im breiten Hauser Dialekt, „die erste Schwarze zu sein, auf die man im Weltcup schaut !“ Jetzt träumt der sympathische Twen mit den blitzenden Augen und dem gewinnenden Lächeln nur noch von sportlichen Meilensteinen, mit denen sie in Annalen eingehen würde. Sabrina, der Black Panther, hat sich im Sternzeichen des Widder sowieso inzwischen schon die Ski-Hörner abgestoßen…
