- Welch Synergie! Wenn der traditionsreiche, geschichtsträchtige, goldverbrämte Wiener Eislaufverein die Pforten öffnet, werden auch wie in guten alten Zeiten die Bälle gewechselt. Nicht von Hobbyspielern, die sich einst von April bis Oktober zwischen Intercontinental und Konzerthaus dem Tennis gefrönt haben – nein, von einigen der Topstars, die ab Samstag beim Erste Bank Open 500 um Spiel, Satz und Sieg kämpfen. Da das Publikumsecho auf die Beachvolleyball-Euro im Sommer am Heumarkt vielversprechend positiv ausgefallen war, kommt es jetzt auch zum Experiment mit Tennisprofis unter anderen Voraussetzungen – nicht mehr Open Air und auch ohne Platzsprecher als Einpeitscher, die beim doch gehobeneren Tennis nichts zu melden haben.
Für alle, die dort live dabei sein wollen, sollte der Lokalaugenschein keine Preisfrage sein, zwei Stunden erstklassiger Schlagabtäusche sind schon um zehn Euro pro Person zu haben. Gar keine Frage, dass es sich dabei um eine gute Werbe-Aktion fürs Turnier im Besonderen und für den Tennissport im Allgemeinen handelt, meiner Meinung nach aber mit einer Einschränkung, die niemand unterschätzen sollte – weder die Veranstalter rund um Turnierdirektor Herwig Straka noch heimische Tenns-Granden noch einige der großen Namen, die in Wien mit von der Partie sind. Der Hallen-Court am Heumarkt würde sich optimal dazu eignen, dass zumindest hin und wieder der eine oder andere Ticket-Seller ausnahmsweise fern der Stadthalle mitten in der Innenstadt zum Racket greift, damit sich zum Billigtarif – und vielleicht auch aus Neugier – eine neue Klientel für Tennis interessiert. Und dadurch womöglich auch dazu animiert wird, irgendwann selbst zum Schläger zu greifen.
Wenn dieser Gedanke hinter dieser Initiative und Aktion steht, dann kann er sich zu einer echten Königsidee auswachsen. Und noch schneller und effizienter, wenn nicht nur Dominic Thiem nach langer Zwangspause viele Zweifel zerstreuen und an alte Erfolge anknüpfen kann, sondern auch Dennis Novak unter alter Führung (Günter Bresnik) zumindest ein wenig vom Vorschusslorbeer einlösen würde, den er seit Jahren mit sich wie einen Rucksack schleppt. In diesem Sinne nicht mehr Eis-Rink im Winter und Freistil-Ring im Sommer, sondern Tennis-Court frei im Oktober. Hereinspaziert, hereinspaziert am Heumarkt zu Tennis2Go. Oder besser: Tennis2Come!