Ich weiß, ich weiß, man wirft mir allenthalben vor, dass so mancher meiner Kommentare zu viel Hintergrund-Wissen erfordern und damit zu hohe Anforderungen stellen würde. Dessen ungeachtet hat mich die Durchsicht des „Nachrufes“ von RedBull-New York-Trainer Gerhard Struber auf den auch von ihm mehr oder weniger abgeschobenen, wenn nicht geschassten steirischen Legionär Daniel Royer an die berühmte Grabrede von Marc Anton (im Shakespeare-Drama) an der Bahre des erstochenen Julius Caesar erinnert. Wie man dem untenstehenden Originalton-Text entnehmen kann, so hätte er kaum mehr vor Herz, Trennungsschmerz und Krokodilstränen triefen können mit dem leisen Unterton zwischen den Zeilen, dass es eher am Verein gelegen habe, auch wenn er natürlich die Entscheidung mitgetragen habe, die Royer-Option nicht zu ziehen.
In diesem Sinn ließe es sich auch umdrehen und sagen, dass es sich bei Struber um einen ehrenwerten Trainer handelt, der sein Handwerk bei den Jungbullen in Liefering gelernt hat, sich die ersten Hörner in Wolfsberg abgestoßen hat, ehe er via England und Barnsley im Big Apple landete, eigentlich nicht in New York, sondern in Harrison, New Jersey, wo die amerikanischen Bullen ihr Stadion haben. Auch wenn er nach verpatztem Start nur im letzten Abdruck das Major-League-Soccer-Play-off erreicht hat und dann gleich an Philadelphia gescheitert war – an Strubers Güte als Trainer gibt´s ja auch in der Bullen-Chefetage offensichtlich keine Zweifel.
Im Text unter den Fotos kann sich jeder selbst ein Bild zu Strubers Aussagen zu Royers Ausmusterung machen.
Danny war ein Spieler, der diesem Verein mit unglaublicher Liebe begegnet ist, der diesen Verein und gleichzeitig die Fans im Herzen trägt. Das ist ein emotionales Gebilde, wo man nicht sagen kann, da verabschiedet sich halt einmal Spieler. Das ist schon mehr, weil Daniel Royer und Klub sehr eng miteinander verbunden sind und sehr viele Erfolge gefeiert haben. Er war für mich eine unglaublich wichtige Stütze, auch in Zeiten, in denen es bei uns nicht so rund gelaufen ist“, erklärt der Kuchler. Royer sei ein wichtiger „Opinion Leader“ gewesen, der die Stimmung in der Mannschaft hochgehalten habe. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er Weitblick hatte, auch über den Tellerrand hinaus. Das zeichnet ihn einfach aus, dass er nicht nur ein normaler Fußballspieler ist, sondern viel mehr. Er trägt Leadership-Kompetenz in sich, die auch darauf schließen lässt, dass er nach seiner Spielerkarriere vielleicht ins Coaching geht“,
Eben deshalb, weil sein Ruf und Image als Trainer so hoch sind, so hätte Struber diese fast schon schleimigen Schalmeien-Töne an der Grenze zur Heuchelei gar nicht nötig. Ich meine, dass die Würze eher in der brutalen Kürze gelegen wäre, sprich: Was wiegt, das hat´s. Und so, wie es Niki Lauda schnellstmöglich auf den Punkt gebracht hätte: Es ist, wie´s ist. Punktum. Aber offenbar ist diese Form der ehrlichen Wahrheit oder wahren Ehrlichkeit heutzutage nicht mehr gefragt, obschon unter der weichen Schale ein weit härterer Kern steckt als früher. Darüber kann ein (eher schon zynischer) Nachruf nicht hinwegtäuschen.