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Inoffizieller 291m-Flug von Kobayashi oder: Wo RedBull draufsteht, ist Rekordsucht drin

RedBull hier, RedBull da, volle Dosen überall, wo es gilt, die Konkurrenz zu überflügeln. Sowohl, was PR und Marketing betrifft, als auch im Sport, wenn es darum geht, die Rekordsucht mit Extremen auszuleben. Und wenn man, siehe leidige Horner-Affäre, sich einmal in der Defensive befindet, dann helfen ganze echte oder halbe Neo-Niederländer wie Max und Marcel kräftig mit, das Steuer herumzureißen. Und kaum hat das Hirscher-Comeback für frischen Wind, wenn nicht sogar einen medialen Sturm gesorgt, der sogar das Rangnickt-Thema zumindest kurzfristig ins zweite Glied wehte, da belieferte uns der Getränke-Gigant mit dem nächsten sportlichen Superlativ, um nicht zu sagen: Flügelschlag, auf einer improvisierten Naturschanze im tief verschneiten Island.

Auch wenn RedBull mit Olympischen Spielen weniger am Hut hat als mit den alljährlichen Extreme Games, so war und ist dem Energy-Spender das oberste olympische Prinzip auf welchen Sportfeldern immer noch hoch und heilig, das da heißt: Citius, altius, fortius, zu Deutsch schneller, höher und stärker, was sehr oft mit weiter verwechselt wird. In Island jedenfalls ging es allerdings, ohne es vorher an die große Glocke zu hängen, um die Jagd auf die nächste magische Grenze von 300m, jawohl 300m vom Absprung bis zur Landung und damit um 46,5 m weiter als beim offiziellen Weltrekord von Stefan Kraft vor einigen Jahren in Vikersund, einen damaligen Flug in die Annalen, der immer wieder als Trailer in Eurosport-TV gezeigt wurde. Und mit dem immer wieder auch der Kraft-Spender des Salzburger Überfliegers ins Bild kam nach dem Motto: Manner mag man eben!

Was macht man als Milliarden-Konzern, um dem auch optisch schnittigen Konkurrenz-Kraft-Meier die Show zu stehlen, wenn schon nicht den offiziellen Rekord? Man holt sich den Vierschanzentournee-Sieger, den in seiner Heimat Japan populären Ryuyo Kobayashi, der Abermillionen unter den fast 130 Millionen in Japan lebenden Menschen in den Bann zieht. Und wenn der von Ehrgeiz beflügelte Kobayashi dann fliegt und fliegt und fliegt, bis er die 300m mit seinen 291m streift, dann lässt sich damit die Werbetrommel natürlich ordentlich rühren unabhängig davon, ob die  Anlage jetzt homologiert oder der Test approbiert und der Weltrekord also den FIS-Regeln nach gar keiner war.

Alles nach der Devise: Hauptsache Sensation, Hauptsache Schlagzeilen, Hauptsache, die Bilder gehen um die Welt mit dem Bullen-Logo. Der legendäre Sepp Bubi Bradl, den jungen Semestern kein Begriff mehr, aber erster Skispringer der Welt, der vor 85 Jahren die 100m in Planica um einen Meter übertroffen hat, würde Augen machen, wie sehr und wohin sich der Sport entwickelt, wenn Mensch und Material mit und dank Geldgebern eins geworden sind. Wo RedBull draufsteht, dort ist wo auch immer der Drang und Trank nach Rekorden aller Art drinnen. Das ist auch ein Mateschitz-Erbe …

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