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Je mehr an Liensberger herumgedoktert wird, umso dramatischer nur die Abwärtsspirale

Operation geglückt, Patient tot. Sie kennen ja diesen zynisch-sarkastischen Spruch, der im skisportlichen Sinne eins zu eins auf die bis vor einem Jahr noch beste und erfolgreichste Österreicherin zutrifft. Je mehr an der Vorarlbergerin Katharina Liensberger, Exweltmeisterin und Olympiazweite im Slalom, Ex-WM-Dritte im Riesenslalom, seit Monaten herumgedoktert wird, umso schlechter geht´s ihr, umso schlechter fährt sie, ganz so, als wäre sie von allen guten Skigeistern verlassen.

Erst hatte sie sich den erfolgreichen, aber schwierigen Maze- und Vlhova-Goldschmied Livio Magoni als Privattrainer gewünscht, bis sie erkannte, sich dabei in ein  wunschloses Unglück gestürzt zu haben, nicht nur einer offensichtlichen Sprachbarriere wegen. Der Schnellschuss vor der WM, von dem sich der Skiverband eine schnelle Krisenbewältigung erhofft hatte, ging ganz ohne Kommunikationsprobleme nicht auf, sondern noch mehr in die Hose.

Der frühere Riesch- und spätere ÖSV-Herrentrainer Matthias Berthold, inzwischen auch im Fußball engagierter Mentaltrainer, hat trotz des so gut wie gleichen alemannischen Zungenschlags die Abwärtsspirale nicht bremsen können, vielmehr scheint es, als wäre daran erst recht gedreht worden. Wär´s anders, dann hätte die frühere RTL-Trendsetterin im heimischen Damenteam ja im heutigen, noch dazu verkürzten Are-Sprint-Riesenslalom als 45. (Fünfundvierzigste!) nicht mehr als vier Sekunden auf die zur Halbzeit führende Mikaela Shiffrin verloren, um sang.- und klanglos auszuscheiden.

Was in das Nicht-mehr-oder-nur-noch-in-der-Werbung strahlende Vorzeige-Girl gefahren ist, kann unsereins als Außenstehender schwer beurteilen. Es wäre aber wichtig und vonnöten seitens des Skiverbandes, dass er ad personam eine umfassende Ursachenforschung betreibt, weil´s allein weder ein mentaler Knopf sein kann noch der verlorene Servicemann, der vom Hirscher-Team engagiert wurde, noch der eigene Druck, den sie sich selbst auferlegt, oder Probleme ganz anderer Natur, die wir nicht kennen. Wenn die gute oder besser gesagt: gar nicht mehr schnelle Liensberger fast gebetsmühlenartig versichert, dass es nur darum ginge, „einfach gut Ski zu fahren“, dann frage ich mich, wie man zum einen das früher vorhandene gute Skifahren so schnell verlernen oder die einst gültigen Bewegungsmuster nicht mehr finden kann. Alte Automatik steckt im Normalfall tiefer als eine neue welcher Art immer. 

Nach der verpatzten, frustrierenden WM ist zwar vor dem Weltcupfinish, wenn sie mich als jahrelangen Wegbegleiter im Skizirkus fragen, dann wäre es trotz aller privaten Sponsorenverträge, trotz aller Pinkte-, nein: Pünktchen-Jagd vernünftiger gewesen, hinter diese Saison einen vorzeitigen Schlussstrich zu ziehen statt immer mehr und immer dramatischer in den Strudel blamabler Vorstellungen und noch blamablerer Resultate gezogen zu werden. In einer Situation wie dieser, die mich ein wenig an das jahrelang Tief des Abfahrtskaisers Franz Klammer erinnert, darf nicht weiter herumgedoktert, sondern bedarf es einer schöpferischen Pause, um wieder zu sich selbst und jenen skiläuferischen Tugenden zu finden, die schon Goldes wert waren für Katharina L., den ÖSV und Österreich!

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