Wie man weiß, gibt´s nichts Besseres als Lokalaugenscheine, um sich selbst ein Bild zu machen, wie es läuft. Wie bei unserem Skinachwuchs, der derzeit bei der Junioren-WM in Sankt Anton am Arlberg im Einsatz ist. Also machte ich einen kurzen skisportlichen Seitensprung von Kitz und Streif zum Arlberg, wo es gar nicht so einfach war, ohne Hinweispfeilen den Weg zu Akkreditierung und Pressezentrum zu finden. Dann hat´s bei Eiskasten-Temperaturen doch geklappt, um zeitgerecht zum neuen Teambewerb der Damen aus Super G und Slalom ins Karl-Schranz-Zielstadion zu kommen, um dort auch den krisengebeutelten Alpinchef Herbert Mandl, alte ÖSV-Bekannte und Ex-Rennläufer wie Matthias Lanzinger (Salomon-Betreuer) zu treffen.
Wie schon am Vortag, als sie mit einem kapitalen Fehler eine Medaille verpasst hatte, musste Lanzinger wieder seinen Schützling Viktoria Bürgler trösten. Diesmal war sie am teuflischen Eck wie so viele andere vor und nach ihr gescheitert. Zu schnell und zu direkt, um es nehmen zu können. „Wahrscheinlich“, gestand Viktoria Bürgler aus Dienten, Tochter des früheren Marlies-Schild-Trainers Stefan Bürgler, „will ich zu viel und riskier darum zu viel!“ Einerlei. Das Speed-Aus bedeutete auch das Slalom- und Team-Aus. Und dem verpassten Slalom trauerte auch die 17jährige Kitzbühelerin Valentina Rings-Wanner nach, die als Speed-Novizin („Ich hab´ als Weltcup-Vorläuferin erstmals lange Latten angeschnallt g´habt!“) und darum auch angezogener Handbremse trotzdem beste der enttäuschenden Österreicherinnen war – auf Platz 12! Für sie immerhin Beweis, dass sie so gut drauf ist, um im Slalom um eine Medaille fahren zu können.
Stichwort Medaille. Nach dem Hundertstelpech, das ihn Abfahrtsbronze gekostet hatte, lächelte Vincent Wieser bei den Burschen das Wimpernschlag-Glück. Diesmal verteidigte er Platz und Bronze gegen den Ansturm aller Gegner, von denen die meisten aber wie die Speed-Girls am Teufelseck scheiterten. Wie der slowenische Abfahrtssieger Rok Aznoh, aber auch vier der sechs ÖSV-Hoffnungen, darunter auch Söhne bzw. Enkel ehemaliger Skistars wie Niklas Skaardal (Atle & Karin Köllerer) und Luis Tritscher (Enkel vom viermaligen Weltcup-Sieger Reinhard Tritscher, am Dachstein tödlich verunglückt). Trotz der ersten kleinen Medaille resümierte der Alpinchef ganz nüchtern: „Wir müssen jetzt ausbaden, was alles falsch gelaufen ist!“ Harte Worte, offen ausgesprochen. Man darf gespannt sein, ob und wenn welches von welcher Seite das auslöst…?
Ein Vincent Wieser ist noch keine Schwalbe, die einen Skifrühling einläutet, aber noch hat der ÖSV ja in der Beletage den großen Vincent, also Kriechmayr, der mit seinem ersten triumphalen Streif-Zug und dritten Saisonsieg die rotweißroten Herzen höherschlagen ließ. Jetzt muss man als Patriot ganz fest auf Holz klopfen, dass dem letzten Mohikaner aus der einst überragenden Speed-Truppe nichts widerfährt. Sonst passiert’s womöglich, dass uns nicht nur echte Spdtiroler wie Florian Schieder in Kitz oder falsche Albanerinnen aus Italien wie die Ceccarelli-Goldtochter Lara Colturi (16) bei der Junioren-WM in St. Anton um die Ohren fahren. Das sind echte Fakten wahrer Skitaten…