Noch gibt´s keine Medaille für Rotweißrot in Tokio 2020/21, aber dafür ein erstes Highlight, wenn nicht Ausrufezeichen! Gesetzt hat, nein: geschwommen ist es Felix Auböck, unser Vize-Europameister, schon im Vorlauf über 400m Kraul. Nicht nur, dass er zum Auftakt schon einen neuen Rekord in 3:43,91 (bisher 3:44,19/2017) aufgestellt hat, er kraulte damit als insgesamt Zweitschnellster ins Finale! Tu Felix Austria? Jein, weil man eigentlich sagen müsste: Gut gebrüllt, Löwe Albions! Wie bitte? Albions? Jawohl, weil der Schwimm- und Studien-Globetrotter Auböck zwar aus Bad Vöslau kommt und im Bundessportzentrum Südstadt seine Grundlagenausbildung beim inzwischen verstorbenen Boris Zenow erhielt, ehe er seit 2014 in Berlin, dann an der Uni Michigan in Ann Arbor trainierte, im Sommer 2020 beim Ungarn Fehervari erfolgreich die Pandemie überbrückte, bevor er im September auf die englische Insel der Seligkeit zog.
Seit fast einem Jahr hat sich der zielstrebige, aber alles nur nicht vorlaute Felix im britischen Olympiazentrum Loughborough unter dem akribischen Trainer Andy Manley rundum noch einmal so verbessert, dass er im Mai mit Euro-Silber in Budapest seine erste Medaille gewann und daraus so viel Selbstvertrauen bezog, dass er jetzt in Tokio gleich hohe Wellen schlagen konnte. Auch ohne Medaille ist der fast zwei Meter große, 24-jährige Auböck längst aus dem jahrelangen Rogan-Schatten getreten oder besser: im Sog seiner eigenen, konsequenten Zielsetzung an die Weltspitze gekrault – auf einer klassischen Strecke mit enormer Dichte, der schon immer historische Schwimmgrößen seit mehr als einem halben Jahrhundert ihren Stempel mit Weltrekord-Regen und Gold-Segen aufgedrückt haben.
Ein Deutscher (Mühlleitner, links) und der Österreicher aus England, Felix Auböck, mischten den Vorlauf über 400m Kraul auf.
Aber anders als Rogan, der seine unbestrittene, aber oft mit allzu saloppen Aussagen herabgewürdigte Intelligenz wie ein Banner vor sich hertrug, wird der Normalverbraucher von Auböck kaum hören, dass er sein US-Studium (auf Englisch) mit Auszeichnung abgeschlossen und auch in England ein weiteres Studium in Angriff genommen hat. Und anders als Rogan, der sich darin stets gesuhlt hat, klopft der Weltklasseschwimmer keine großen Sprüche, sondern hält sich mit Prognosen zurück, weil er weiß, wie eng alles beisammen ist. Darum hat er vor dem Finale auch gesagt, dass es nur ein erster Schritt war, aber noch nicht mehr, weil im Endlauf die Karten neu gemischt werden. Samt der Antwort auf die Frage, wer sich wie schnell wie gut erholt, um noch schneller zu schwimmen.
Noch ehe die Antwort von Felix oder seinen Gegnern gegeben wird, sollte nicht verschwiegen werden, dass diesem in jeder Hinsicht ehrlichen, intelligenten, außergewöhnlichen Sportler selbst zu Zeiten, da er die Weltrangliste 2020 anführte, alle etwaigen Sponsoren in seiner Heimat Österreich nur die kalte Schulter gezeigt und eine Abfuhr auf alle (moderaten) Anfragen erteilt haben. Wär´s anders gewesen, wäre Auböck wohl nicht auf die Insel gewechselt, um – nichts Schlechtes, in dem nichts Gutes stecken würde – unter mehrheitlich Briten gleichsam zum (Schwimm)-Löwen Albions zu werden. Klingt paradox, trotzdem dürfen wir darauf stolz sein. Institutionen und Instanzen aber haben damit nichts zu tun. Und sollten sich darum diese Feder auch nicht auf den Hut stecken oder an ihre Brust heften, das wäre infame Vorspiegelung falscher Tatsachen. Dass er im Rekord-Tempo aufgetaucht ist im Tokio-Finale, das war und ist allein Verdienst von Auböck, Ein Solo für unseren Felix Löwenherz, der fremd gehen musste, um Weltspitze zu sein.