Wer unseren Kommentatoren und zugeteilten Expert(inn)en zuhört, der könnte angesichts manch fast schon euphorischer Zwischenrufe beim Damen-Riesenslalom am Kronplatz bei Bruneck im ersten Moment vermeinen, das rotweißrote Ski-Imperium wäre drauf und dran, endlich zurückzuschlagen. Noch ehe die Entscheidung nahte, wurde da die mehrmals runderneuerte Julia Scheib bejubelt. „Auf jeden Fall schon Platz 12, ihre beste Weltcup-Platzierung“, so tönte es aus der TV-Kabine. Toll, nicht wahr, dass wir uns am Top-Resultat einer Österreicherin ergötzen, über das vor kurzem noch gespottet worden wäre, denn unsere Nr. 1 auf 12 hatte 2,85 Sekunden Rückstand auf Shiffrin, die Allein-Weltrekordlerin mit ihrem 83. Sieg vor einer Gut (Behrami), nach deren Fahrt man dachte, es könnte nichts Besseres mehr kommen. Welch eine atemberaubende Resultat-Talfahrt speziell unserer Technik-Damen einer Längst-nicht-mehr-Skination Nr. 1, bei denen es in erster Linie nicht nur am dünnhäutigen Nervenkostüm krankt, sondern – selbst Laien können das ja sehen – vielmehr an der optimalen Skitechnik. Schau nach bei Frau Liensberger, die der Abgang des ungeliebten Solotrainers Magoni keineswegs beflügelte, sonst hätte sie ja nicht das 30er-Finale verpasst
Magoni-befreite, aber entgeisterte Liensberger im Niemandsland, runderneuerte Julia Scheib bejubelte beste ÖSV-Dame als Zwölfte!
Toll aber für die Julia, dass sie uns zwar noch nicht bezaubert, aber wenigstens wieder mitmischt nach einigen Operationen und langen Rennpausen. Sieht man sich ihre und manch anderer Leidensgeschichten an, dann muss man daraus folgern: Nichts vermeintlich Schlechtes, welches nichts Gutes an sich hat! Inwiefern, so werden womöglich Blog-LeserInnen fragen? In der Antwort steckt eine These, die auch durch weitere ÖSV-(Jung-)Damen erhärtet wird, die die vergangenen ein, zwei oder sogar drei Trainingsjahre aus Verletzungs- oder aber auch anderen Gründen verpasst haben. Wie Elisabeth Kappaurer. Wie Elisa Mörzinger. Wie Franziska Gritsch, der mitunter aussortierte Impfmuffel. Wie Nina Ortlieb. Wie Cornelia Hütter. Wie Nicole Schmidhofer. Alles nur Zufälligkeiten, die einem Hirngespinst entspringen. Oder aber doch dem Gesetz folgend, das eventuell da und dort in die verkehrte Richtung gearbeitet wurde, womit Rotweißrot in der Sackgasse gelandet ist. Wohl zu viel an Ehrlichkeit verlangt, sich das einzugestehen.
Ja, wohin sind wir geradezu im Eiltempo gekommen, die einstigen Pioniere und Trendsetter des Skirennlaufs, die ein Wunderteam nach dem anderen aus dem Schnee gestampft und Millionen vor den TV-Schirmen fasziniert und Abertausende zu Rennen in Trab gesetzt haben? Und wer auf die Junioren-WM in St. Anton und die mickrigen Ergebnisse schaut, mit denen dort der heimische Nachwuchs nachgerade schockiert, dann drohen nach den vielen fetten Jahren mit Skikönigen und Pistenqueens in naher Zukunft sehr, sehr magere Jahre samt der Gefahr, dass die rotweißroten Alpinen sozusagen bei vollen Schüsseln verhungern. Es hat schon was für sich, wenn Sarkasten sagen, wir als einstige Vorwedler des Skilaufs sollten Nachhilfeunterricht bei unseren nicht nur westlichen, sondern auch südlichen und östlichen Nachbarn nehmen, die touristisch (noch) Außenseiter sind, uns aber sportlich um die Ohren fahren.
Wie eine Petra Vlhova aus Jasna in der Niederen Tatra. Oder eine ebenfalls mehrfach runderneuerte Ilka Stuhec aus Slovenij Gradec nicht weit vom Grenzort Lavamünd in Kärnten entfernt, Jene inzwischen 31jährige, polyglotte, extrovertierte Ex-Doppelweltmeisterin, die der mittlerweile vom Tschechen-Investor Tomas Nemec erworbenen Ski-Firma Kästle nach Jahrzehnten zu einem triumphalen Comeback verholfen hat. Jener Firma, die vor einigen Jahren vergeblich um Liensberger gebuhlt hatte. Das, werte Blog-Leser, kann man tatsächlich eine tolle Trendwende nennen, ganz zu schweigen vom unaufhaltsamen Himmelsturm einer Mikaela Shiffrin, die nicht nur unseren verdatterten Ski-Girls, sondern sicher auch Landsfrau Lindsey Vonn (82 Siege) a la longue auf und davonfährt. Auch ohne Streif-Flutlichter und anderem PR-Zinnober. Hätt´s einen schöneren Ort geben können als Kronplatz, um sich zur Solo-Königin im Weltcup zu krönen?