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Küss die Hand, Slalomkönigin Katharina die Große

Langjährige Erfahrung macht sich eben bezahlt. Ich hab´s nicht verschrien, sondern gerochen, dass Doppelweltmeisterin Katharina Liensberger im zweiten Slalom von Aare siegreiche Vergangenheitsbewältigung betreiben würde mit ihrem ersten Triumph im Weltcup – und sich damit am Tag genau nach 34 Jahren eine Geschichte der ÖSV-Damen (Sigrid Wolf, 13. März 1987, Vail, Abfahrt) wiederholen würde.

Die Art und Weise aber, wie die 23jährige Vorarlbergerin aus dem Zehnkampf-Mekka Götzis noch dazu unter selbst auferlegtem Druck bis Siegeszwang einer Mikaela Shiffrin auf- und davonfuhr, das verspricht nicht nur fürs Weltcupfinale in Lenzerheide mehr als nur höchste Spannung im Kampf um die kleine Slalomkugel (gegen die Aare-Akrobatin Vlhova und Shiffrin). Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass eine Liensberger, wenn sie so entfesselt fährt und so brutal attackiert wie beim WM-Titel in Cortina oder in den zweiten Läufen des Aare-Doppels, mit einer neuen Slalom-Dimension auch neue Perspektiven eröffnet.

Angesichts dessen, dass sie im hohen Norden erst ihr allererstes Weltcuprennen gewonnen hat, mag es zwar vermessen klingen, dennoch wage ich zu behaupten, dass eine (verletzungsfreie) Liensberger in der aktuellen Form nicht anders als einst die junge Shiffrin (nach Marlies Schild) zum neuen Maß aller Dinge wird, sozusagen zur Katharina der Großen, der neuen Slalom-Queen, die perfekte Technik mit Ehrgeiz, Willen und Kraft, großer Nervenstärke und hoher Risiko-Bereitschaft, aber auch ländlich-bodenständiger Demut und dazu vernunftorientierter Einsicht verbindet.

Warum auch das anspreche? Weil mich dazu die Bilder nach ihrem Triumph animiert haben! Katarina die Große kniete sich vor der Siegerehrung nicht nur demütig nieder, als wollte sie dem lieben Gott danken. Und wer weiß, ob sie nicht, wäre er als fast omnipräsenter Skipräsident vor Ort gewesen, auch Peter Schröcknadel abgebusselt oder zumindest ins Dankgebet eingeschlossen hätte. Stattdessen küsste Liensberger ihren Rossignol-Ski, der auch schon (zweimal) Goldes wert gewesen war.

Sie küsste also genau jenen Ski und jene Marke, die sie vor zwei Jahren hatte verlassen und gegen (Kästle-)Bretteln tauschen wollen, die (noch nicht) im Pool waren, im Neo-Besitz eines Tschechen sind, aber traditionell als Vorarlberger Produkt gelten. Ski-Napoleon Peter hatte damals den medial hochgeschaukelten Streit wie einst bei Anna Veit, damals noch Fenninger, höchstpersönlich geschlichtet, die kurzfristig verhängte Trainings- und Rennsperre aufgehoben und damit den Weg von Liensberger zur großen Katharina geebnet. Ein Verlierer, sonst lauter Sieger(innen).

Küss die Hand, neue Slalomkönigin, sie haben nicht nur Geschichte aufleben lassen nach 34 Jahren, sie haben auch selbst Geschichte geschrieben mit dem ersten Slalom-Sieg für die ÖSV-Skidamen seit dem 30. November 2014, seit jener Nici Hosp in Aspen, die nun beim Triumph wieder dabei war – als ORF-Kommentatorin. So schließen sich Kreise …

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