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Ob Sporer, ob Mandl – Wettkampflust vertrieb Verletzungsfrust

Gewissermaßen im Schatten von „Liensi“, unserer neuen Skikönigin, kurvte auch eine gewisse Marie Theres Sporer aus dem Zillertal in Aare zum zweiten Mal binnen 24 Stunden unter die Top 20 im Weltcup. Sporer, who? Lange Zeit aus den Augen und daher auch aus dem Sinn. Sie selbst hat ja im ORF-Interview verraten und gestanden, dass sie nach schweren Verletzungen (nicht nur Kreuzbandriss) und mühsamer Reha schon die Lust am Skirennlauf verloren und von Ermüdungsdepressionen gepackt die Brettln in die Ecke gestellt hatte. Aber kaum war ihr Akku zu leer gewesen, um sich wieder ins Training zu knien, da merkte Marie Theres aus der Stock-Heimat Finkenberg, dass sich ohne Ski, Training und Rennen eine noch größere Leere so breit gemacht hatte, dass sie sich zum Rücktritt vom Rücktritt entschloss.

Private Gönner, die an sie und ihr Potenzial glaubten, halfen Sporer finanziell wieder auf die Beine und zurück auf die Rennpisten, auf denen sich die fast schon verlorene Skitochter auch mit Siegen und Top-Resultaten im Europacup wieder für den Weltcup empfahl – und wohl mit den beiden Top-20-Platzierungen von Aare den Fuß wieder ins Team gesetzt haben dürfte. Zurück bleibt nur die Frage, wie stark das mentale Kostüm der Mittzwanzigerin ist, die schon einmal aus lauter Frust die Lust am Skirennsport verloren hat. Hat sie die Vergangenheit distanziert? Oder wird sie womöglich von ihr wieder eingeholt? Ob Sporer wirklich Zukunft hat, das kann nur die Zukunft ab der neuen Saison beantworten…

Wenn aber von triumphaler, auch mentaler Bewältigung der Vergangenheit die Rede ist, dann muss unsereins unbedingt auf eine 31jährige Wienerin zu sprechen oder besser: zu schreiben kommen. Es geht um Manuela Mandl, die erste echte Wienerin, die je in einer Schneesportart einen WM-Titel gewinnen konnte, noch dazu in einer Disziplin, die mit höchster Risikobereitschaft, höchstem Wagemut, größter Standfestigkeit und bester Technik verbunden ist, dem Freeriden auf dem Snowboard im Gelände über und zwischen Felsen.

Vor drei Jahren hatte sich Mandl zum World Champion gekrönt, eine absolute Sensation, im Jahr darauf war sie als Gesamtdritte ebenfalls noch auf dem Podest gestanden, ehe es knüppeldick kam: Erst ein Achillessehnenriss (beim Aufstieg zum Snowboarden ausgerutscht), der sie zu einer endlos langen Pause zwang, danach auf dem Comeback-Trail noch ein Kapitalsturz mit dem Rad, bei dem sie eine schwere Gehirnerschütterung davontrug. Mandl sattelte zwar im Studium um, blieb aber der Freeride-Szene treu.

Nach zweijähriger Wettkampfpause hatte sie mit gemischten Gefühlen und Mixed-Fortune (4.und 7. Unter den Top 8 der Welt) ihr Comeback gefeiert, jetzt hat es Mandl mit Platz zwei in Fieberbrunn, der Qualifikation fürs World-Tour-Finale in Verbier und der „Tour-Karte“ für 2021/22 gekrönt. Ehe sie vor den Augen des Freerider-Zaungastes Marcel Hirscher ihr bestes Fieberbrunn-Resultat egalisierte, war Manu zwischen Hölle und Himmel gependelt. „Vorm Start“ so gab sie frank und frei zu, „hab´ ich die d voll gehabt. Nach dem gelungenen Lauf sind mir dann gleich einige Steine vom Herzen gefallen!“

Bei Mandl gingen Vergangenheitsbewältigung und Selbstbestätigung, Frustabbau und Lustgewinn vor dem Tour-Finale in der Schweiz gleichsam Hand in Hand. Schon jetzt nimmt sich Manuela vor, der aktuell überragenden, alten, neuen Weltmeisterin Marion Haerty (Frankreich) den Kampf anzusagen, sie womöglich zu entthronen und den zweiten WM-Titel zu holen. Und dabei noch einmal zu demonstrieren, dass Ski- oder Snowboard-Stars auch aus Wien, vom Wiener Skiverband und aus de Flachland kommen können. Wie der Weltcup-Boarder-
Crosser Pachner, zuletzt Weltcup-Zweiter. 

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