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Mediale Bodyguards, die neue Corona-Normalität

Corona, das hat auch medial-publizistische Folgen. Bis auf ein Mindestmaß sind nicht nur Zuschauer ausgesperrt, auch die Presse, in erster Linie die schreibende, bleibt mit wenigen, bevorzugten Ausnahmen sozusagen außen vor. Maß für Maß, so könnte man sagen, wenn nicht gar bis zur Maßregelung! Ist das nicht herrlich für Sportler, denen es nicht nur aus Frust die Red´ verschlagen hat, weil sie gerade verloren haben! Und ist das nicht doppelt schön für das Umfeld der Sportler, ob Manager, ob PR-Agenten oder Pressesprecher, die ihren Schützlingen jetzt „dankenswerter“ Weise gewissermaßen die zusätzliche Arbeit abnehmen, um den Medienvertretern im wahrsten Sinn des Wortes vorzusagen oder vorzuschreiben, was sie gerne lesen oder hören würden. Welch Sternstunde für die medialen Bodyguards der Szene.

Kein Wunder, dass sie sich die Hände ob dieser Entwicklung zu einer ganz „neuen Normalität“ des Sports reiben, in der lästige Reporter/Journalisten und/oder bohrende Fragen der Vergangenheit angehören. Vorbei die Zeiten, da unsereins noch mit Weltstars, Weltmeistern, Olympiasiegern und Allzeitgrößen  wie Toni Sailer, Emmerich Danzer, Jochen Rindt, Niki Lauda, Gerhard Berger, Annemarie Moser-Pröll, Karl Schranz, Franz Klammer, Hans Krankl, Toni Polster, Emese Hunyady etc. persönliche Bande über die Karriere hinaus knüpfen und (telefonische) Gespräche rund um den Globus führen konnten. Ich fürchte, so was kommt unter den digitalen Deckmäntelchen auch nie mehr wieder…

Mit der neuen (All-)Macht der um Medien-Referenten erweiterten PR- und Management-Branche hat eine wachsende Entpersönlichung der Beziehungen zwischen den Topsportlern und den federführenden (vor allem schreibenden) Sportjournalisten eingesetzt, wobei es sich da wie dort sogar eingebürgert hat, dass selbst harmlose (Sport/ler)-Berichte erst veröffentlicht werden dürfen, wenn sie vorher vom Interviewpartner vollinhaltlich gegengelesen und abgesegnet wurden. Heimlich, still und leise wurde dank eines Virus die Sportberichterstattung von einer ebenfalls gefährlichen Zensur infiziert.

Nein, nein, das findet in Corona-Zeiten wie diesen, in denen aus „gesundheitspolitischen“ Gründen ab  sofort auch Gästelisten geführt und Irreführungen hart (mit Geld) bestraft werden, hier und heute im neutralen Österreich statt – und nicht irgendwo im feindlichen Niemandsland nach dem ehedem verdammten Beispiel bis verteufelten Vorbild der früheren Ostblock- und Sowjet-Satellitenstaaten! Was vorgestern politisch noch als menschenunwürdige Schikanen verurteilt worden war, wird jetzt unter dem schönen, neuen „Covid-19-Etiketterl“ als unabdingbare, Fallzahlen-senkende, also lebensnotwendige  Gesundheits-Prophylaxe verkauft.

Man mag mich für diese, meine ganz persönliche Einschätzung der vielzitierten „neuen Normalität“ allenthalben im übertragenen Sinne prügeln. Wohin diese Entwicklung aber letztlich speziell für die junge (Social-)Media-Generation führt, das wird sie selbst noch am eigenen Leib verspüren, wenn ihnen eine neue „Medien-Nomenklatura“ im Stile von „Dorfrichtern“ den Weg zu persönlich gefärbten Geschichten für immer versperrt. Man kann das klassische Kleist-Zitat: Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht, für die Medien in Corona-Zeiten auch andersrum sehen. Und dieselben das bei allem Konkurrenzdenken hoffentlich endlich auch verstehen. Die (Print-) Medien müssen sich schnell auf ihre Füße stellen, damit ihre Welt nicht für immer Kopf steht …

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