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Ohne Bestes zu geben, macht ein Thiem daraus das Beste

Es hat gerade zwei Stunden und sechs Minuten gedauert, dann stand Dominic Thiem in der 2. Runde der French Open.  Beim 6:4, 6:3, 6:3 im Duell des aktuellen US-Open-Siegers mit dem Kroaten Marin Cilic, dem (damals unerwarteten) Sieger von 2014, genügten Thiem vielleicht 70 Prozent seines Potenzials, um locker zu gewinnen. Das allein zeigt ja schon, welch ein großer Könner aus dem Niederösterreicher schon längst geschlüpft ist, unserem erst zweiten Grand-Slam-Sieger. Er hat im Eiltempo aus dem Erstauftritt das Beste gemacht, ohne – abgesehen von wenigen Episoden – auch nur annähernd sein Bestes zu spielen oder auspacken zu müssen.

Angesichts der tiefen Temperaturen und der neuen, schweren Bälle, die Gift für Aufschlagkanonen wie Marin Cilic (und viele andere seiner Spielweise) sind, war es ja auch so zu erwarten gewesen. Für den Kroaten gab´s unter den ganz speziellen feuchten Konditionen kaum freie Punkte, dafür servierte er sie reihenweise – so die deutsche Diktion – mit Eigenfehlern ohne Not aufs Konto von Thiem, der in jeder Phase der Neuauflage des heurigen New-York-Duells den „Dominator“ hervorkehrte.

Es wäre meiner bescheidenen Meinung nach gar nicht vonnöten gewesen, den auf schnelle Beläge, viele Asse und Vorhandwinner angewiesenen Kroaten vorweg als eine, wenn nicht gar die schwerste aller Erstrundenhürden hinzustellen. Natürlich stimmt´s, dass Cilic auch schon das US-Major und Masters-Turniere im Sack hat, natürlich war er wie jetzt Thiem auch schon die Nr. 3 der Tenniswelt, natürlich ist er ein großer Name, was aber nichts daran ändert, dass er nicht mehr ist, was er auf schnellen Belägen einmal war und – siehe 3. Satz gegen Thiem beim US-Open höchstens dann und wann, aber eben nur in kurzen Episoden oder gegen leichtere Kaliber, immer noch sein kann.

Wichtig war, dass Thiem im ersten March seit seinem Triumph nie die Kontrolle über sich Cilic und das Match verlor, vielleicht auch, weil er wusste, spürte und aufgrund der Bedingungen auch erkannte, dass ihm der Kroate schlussendlich nicht gefährlich werden würde. Wie auch immer – Thiem hat seine Klasse auch ohne Hochform demonstriert. Und das stimmt zuversichtlich für die French Open an sich und das Zweitrunden-Duell mit dem Amerikaner Jack Sock, für den Gleiches gilt wie für Cilic. Auch er ist längst nicht mehr der Sock, der 2017 noch unter den Top 10 stand, damals in den ATP-Finals erst vom späteren Sieger Dimitrow gestoppt wurde, aber dann vieler Verletzungen wegen sogar aus jedem ATP-Ranking geflogen war. Also von hoch oben unter Null…

Mag schon sein, dass einem dieser unberechenbare gute Aufschläger mit krachender Vorhand wenig Rhythmus gibt, trotzdem wär´s nur normal, würde ein Thiem in ganz normaler Verfassung und nicht einmal in Topform diese zweite Hürde ebenso locker meistern wie die erste. So ist das eben in einer Zwei- bis Dreiklassengesellschaft bei Grand-Slams und Best-of-5-Matches, in denen sich die Unterschiede im Normalfall umso mehr offenbaren, je länger ein Turnier dauert.

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