Fussball

Messi und die Mär vom Fliegenden Teppich

Echte Wechsel-Lust nach 20 gemeinsamen Barcelona-Jahren? Oder nur ein medial wohlfeiler Poker, der das Sommerloch nach der Champions-League-Pleite füllt, das ist die Frage? Man hört ihn nicht, er sagt nichts zu dem und zu jenem – und trotzdem vermittelt er als tägliches Transfer-Thema den Eindruck: Messi hier, Messi da. Einmal gedemütigt vom Neo-Barca-Coach Koeman, einmal hochgehandeltes Objekt der Begierde seines Ex-Trainers Guardiola bei Manchester City. Oder von PSG. Oder Juventus. Oder Inter. Nur Triple-Sieger Bayern hat sich als Anwalt der Vernunft in diesem Mensch-ärgere-dich-doch-nicht-Spiel schon ausgeklinkt und abgewunken: Nein, nein, nicht mit uns, meine Freunde und Rivalen am grünen Rasen, ganz sicher aber nicht als Gegner am Spielfeld der Absurditäten.

Jawohl, der Absurditäten scheinen keine Grenzen mehr gesetzt, seitdem  – sei es mit echtem Backgroundwissen oder mit erfindungsreicher Spekulation – in manch (nicht nur sozialen) Medien schon die Rede davon war, dass für den inzwischen 33-Jährigen, in die Jahre gekommenen 5fachen  Weltfußballer auf der Insel ein  750-Millionen-Euro-oder-womöglich-gar-Pfund-Paket geschnürt wird! Wenn das stimmt oder nicht erstunken oder erlogen ist, dann kann man dazu nur sagen: Ja, solche Leute, die für einen bei allem Respekt vor seinem Jahrhunderttalent nicht mehr taufrischen Fußballer mit solch unmoralischen Summen herumwerfen, sind reif für die Insel! Auch dann, wenn sie, wie die ManCty-Besitzer aus Regionen stammen, in denen Basar und Feilschen um Klein- wie Groß-Geld zum Alltag gehören.

Irgendwie erinnert sich meiner als älteres Semester beim finanziellen Aufwiegen des schon von Patina getrübten Golden Boy des alten, schwergewichtigen, der pittoresken Tradition wie gefülltem Tresor verpflichteten Aga Khan, Gottkönig der religiösen Ismaeliten-Gemeinde. Wie seine Vor- und Nachfahren Mohammeds, so ließ auch er sich einst mit seinen weit über 100kg alle Jahre wieder von ein paar Millionen Glaubensbrüdern in hochkarätigem Gold aufwiegen. Eine höchst lukrative Überlieferung, die aus dem irdischen Gott einen der reichsten Männer der Erde machten – so reich, dass sein Olympia-erprobter Skifahrer-Sohn Karim Aga Khan mit der Zeit gehen, als Topsportler auf Kilos verzichten und als cleverer Pfundskerl Millionen an Pounds und Dollars über die Finanzszene auf die virtuelle Geldwaage legen konnte.

Wie dieses Beispiel zeigt, so enden mit dem Fortschritt irgendwann auch die schönsten arabischen Märchen wie 1000 und eine Nacht oder der Fliegende Teppich. Ja, es wird höchste Zeit, dass auch die reichsten aller Geldgeber, die Spitzenklubs wie Superstars kaufen, die Zeichen eben dieser Corona-geprägten neuen Ära endlich erkennen. Und auf dem Teppich der Realität bleiben statt den (Welt-)Fußball in ein Absurditäten-Kabinett zu verwandeln. Messi hin, Messi her – kein Fußballer der Welt, erst recht oder schon gar nicht bei Stadien ohne Zuschauer, ist auch nur einen Bruchteil dessen wert, womit da hausiert oder spekuliert wird. Es gibt, ehrlich gesagt, leider auch die Superlativen an Dummheit und Wahnsinn…

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