Es gibt zwei Sprichwörter, die sowohl auf Tottenham als auch auf Trainer Mourinho zutreffen. Eines heißt: Wie der Herr, so das G´scherr! Das andere in direktem Zusammenhang lautet: Hochmut kommt vor dem Fall! Beides hat sich in Zagreb zum blamablen 0:3 der keineswegs heißen, sondern lauen und lahmen Sporne gegen vermeintlich schwächere Kroaten addiert, die mit Einsatz und Engagement, Hingabe und Herz, Triple-Torschützen und trefferverhinderndem Tormann die Europa-League-Sensation schafften.
Bei allem Respekt vor den unbestritten großen Erfolgen und vielen Titeln, die Jose Mourinho gesammelt hat, die Art und Weise, wie nicht alle, aber die meisten davon errungen wurden, hat an Spruch und Buch des einstigen Tennisstars und späteren Startrainers (u. a. Agassi) Brad Gilbert erinnert: Winning ugly! Oder, was Fußball-Mittel zum Zweck betrifft, an den argentinischen Inter-Mailand-Meistermacher Helenio Herrera, den Begründer des „Catenaccio“ in rigoroserer Ausführung des Schweizer Riegels (Rappan). Motto: Hinten mit einem Übergewicht an Verteidigern so dicht machen, dass kaum ein Durchkommen war, nicht einmal für Real-Madrid mit Puskas, Di Stefano, Kopa und Gento, dafür auf Fehler des offensiven Gegners warten, um die freien Räume für Konter(-Tore) zu nützen.
Was Mourinho als Herrera-Nachfolger bei Inter mit dem Triple (Titel, Cup, Champions League) gelang, fällt ihm mit englischen Klubs von Chelsea abwärts über ManU bis Tottenham immer schwerer – trotz einiger Topstars, die in seiner Mannschaft spielen wie Kane, Bale, Son und Co bis zum Weltmeister-Torhüter Lloris. Aber wenn er als Inbegriff an Arroganz – und davon kann man sich fast bei jeder (Live)-Übertragung überzeugen, bei der seine Aktionen und Reaktionen, provozierenden Gesten und provokanten Interviews zu sehen oder zu hören sind – seinen Spielern bei einem Debakel ein Übermaß an Hoffärtigkeit vorwirft, dann gleicht das dem Schuss ins eigene Knie.
Ja, dieser selbsternannte „Special One“ darf sich nicht wundern, wenn das noch dazu hochbezahlte „Gscherr“ un- und unterbewusst allmählich die Attitüden seines „Herrn“ annimmt – und in Selbstüberschätzung so überheblich spielt, wie sich der Star-Coach (zumindest nach außen hin) benimmt, wobei die verbale Aggressivität des Herrn mit der spielerischen Passivität des G´scherrs kontrastiert. Um mich zu wiederholen – bei allem Respekt vor seinen Titeln sollte Mourinho langsam erkennen, dass sich die Zeiten schneller ändern, als er gedacht haben mag. Und mit Fußball von (vor)gestern heute kein Staat mehr zu machen ist über Gegner wie LASK oder Wolfsberg hinaus.
Wie die Dinge liegen, hat sich Tottenham ja in Zagreb inzwischen nicht nur für heuer aus dem Europa-Geschäft verabschiedet, als aktueller Achter der Premier League scheint sich auch eine Qualifikation für Europa oder gar Champions League 2021/22 immer weiter zu entfernen. Wenn eintrifft, was zu befürchten steht, dass Jose Mourinho womöglich am Ende mit leeren Händen dasteht, dann kriegt „The Special One“ eine neue, spezielle Dimension. Die nämlich, dass man das mit solchen Stars erst einmal zusammenbringen muss. Voll Zynismus, aber ohne Arroganz …