Gefeiert, gefeuert! Ja, wer kennt den Spruch nicht, was Fußballtrainer betrifft. Manchmal dauert´s länger, manches Mal kürzer. Würd´ mich nicht wundern, wenn´s jetzt auf Hansi Flick zutrifft, der als Notlösung nach Kovac begann, um sich in einer einzigartigen Serie als Bayern-Erfolgscoach zu entpuppen und das Triple (Titel, Cup, Champions League) zu holen, ehe die Mannschaft den auch der Pandemie geschuldeten Strapazen und Ausfällen Tribut zollen musste. Wenn der gute Hansi Flick nach dem Aus in Paris durch die Auswärtstorregel sich dazu verstiegen hat, die Bayern wären dennoch die bessere Mannschaft gewesen, dann kann ich verstehen, dass sein Sportchef mit ihm nicht nur wegen Alaba und Boateng des Öfteren über Kreuz ist.
Mehr Ballkontakte hin, Angriffsgeist her, da muss der Hans im Pech nicht nur auf einem Auge blind gewesen sein. Nicht die roten Bayern-Teufel machten Paris SG die Hölle heiß, vielmehr lehrten Mbappe und vor allem Neymar die Münchner vor, aber auch nach der Pause immer wieder das Fürchten – vier Alu-Treffer des Brasilianers, dazu zwei von ihm verjuxte Sitzer und einige tolle Neuer-Reflexe verhinderten ein gutes halbes Dutzend an Toren!
Dazu wurde auch offenbar, dass es dem FC Bayern bei allem Respekt vor sonst ziemlich vernünftiger Einkaufspolitik an echten Alternativen für Torgarant und Weltfußballer Lewandowski, aber auch dem anderen Torjäger Gnabry fehlt, mit denen und durch die ein Thomas Müller erst richtig zur Geltung kommt. Auch wenn er das einzige Tor des Spieles geschossen hat – Maxim Choupo-Moting, halb Deutscher, halb Kameruner, ist kein Maxi-, sondern nur ein Mini-Ersatz. Gewogen und spielerisch einfach zu leicht befunden.
Auch wenn Flick das Aus schöner reden will, als es war – es ändert nichts, dass er plötzlich nicht mehr auf einem Trainerthron wie noch vor sieben Monaten sitzt, sondern aus mehreren Gründen schon auf einem Schleuderstuhl. Vielleicht auch deshalb, weil zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Zum einen für den FC Bayern, wo ihn viele Stars als verlängerten Arm zur Klubführung betrachten, zum anderen für den DFB, der ihn mit Handkuss als Nachfolger von Jogi Löw nehmen würde, dem er ja schon in Erfolgsjahren assistiert hat.
Wie man als Interimistische Notlösung vom Assistenten zu einem der erfolgreichsten, allseits respektierten Chefs aufsteigt, dafür hat Flick-Schuster Hans ja schon die Meister-Probe aufs Exempel geliefert. Die Hoffnung, als neuer Teamchef gefeiert zu werden, ist schließlich zumindest so groß, wenn nicht größer, als bei den Bayern nach den Highlights so tief zu fallen, bis er womöglich mit einem Paukenschlag gefeuert wird. Jedenfalls spannend, wie sich wer wann warum und wofür entscheidet. Das Rennen um die Flick-Zukunft ist eröffnet. Und die Wette läuft…