Jetzt ist er also, wie nicht anders zu erwarten, über die Klinge gesprungen, der Didi Kühbauer. Und wenn man so hört und liest, was diejenigen bei Rapid von sich geben, die ihn samt seinem Assistenten Nastl als Cheftrainer gefeuert haben, dann kommen mir fast die Tränen ob der so schmerzvollen, eigentlich gar nicht gewollten, aber leider doch unausweichlichen Trennung, über die sie jeiern oder besser gesagt: leiern!
Ja, Rapid war anders als noch vor wenigen Wochen zuletzt nicht mehr zum Anschauen, das stimmt, aber es stimmt auch, dass erstens einige Leistungsträger länger verletzt sind oder ausfallen, zweitens aber die Doppel- bis Dreifachbelastung (Liga, Cup, Europa League) natürlich auch Spuren hinterlassen hat. Und ebenso stimmt es, dass zwischen der Qualität des Kaders und den Gagen der Spieler die Schere ganz sicher zu weit aufgeht – oder ganz simpel ausgedrückt: Manch einer der Rapidler ist einfach überbezahlt gemessen an seinem Können!
Nach Misstönen musste Rapid-„Organist“ Bruckner mit Führungsduo Barisic und Peschek in die Tasten greifen.
Und dazu kommt, dass manch einer davon auch gemessen an seiner durchschnittlichen Klasse dann und wann viel zu sehr oder zu voreilig in den Fußballhimmel gehoben wurde, was gerade bei jungen oder gerade erst etablierten Kickern immer wieder zu harten Landungen führt. Und vergessen wir bei den vielen Rapid-Teams in allen Altersklassen von den Kleinsten bis hinauf zur Kampfmannschaft samt ihren sportlichen, medizinischen und sonstigen Betreuern auch nicht, dass die Administration einen fetten Brocken vom 50-Mille-Budget frisst – an oder mehr als 130 Angestellte kosten in unserem Sozialstaat eine schöne Stange Geld.
Kann Spielerlegende Hofmann mit Trainerlegenden-Sohn Hickersberger den Karren wieder rausziehen?
Darum bin ich jetzt schon neugierig, wie Rapid diese Quadratur des Kreises schafft, erstens Kühbauer den erst vor kurzem bis 2023 verlängerten Vertrag abzugelten und zweitens einen neuen, womöglich renommierten Cheftrainer zu finanzieren, es sei denn, man befördert – auch als Kniefall vor den nicht zu unterschätzenden Ultras – das interne Interims-Duo mit deren Liebling Steffen Hofmann und Thomas Hickersberger, Sohn des Ex-Rapid-Meistertrainers und Ex-Teamchefs, in die Chefetage.
Ob und wenn wie lange der oder die neuen Besen besser kehren als die alte Kühbauer-Truppe, das wird sich nach der Länderspielpause ja binnen kurzer Zeit herausstellen. Was meine bescheidene Meinung betrifft, so wird sich das spielerische Mittelmaß auch unter neuer Führung von heute auf morgen nicht in Klasse verwandeln lassen. Ob sich Rapid aber in Zeiten fast absurder Transfer- und Gagen-Summen den einen oder anderen Führungsspieler aus dem In- oder Ausland überhaupt leisten kann und darf, das sei dahingestellt.
Der größte und schönste Klub-Name allein macht noch lange keine Erfolge. Da muss man nur über die Grenze nach Deutschland schauen, wo ehemalige Europacup-Cup-Sieger mit ganz anderen Etats vom HSV über Schalke, Werder und 1860 München in der zweiten oder gar dritten Liga eher schlecht als recht dahindümpeln, jedenfalls vom Beletage-Comebacks ziemlich weit entfernt sind. Auch das sollte sich Rapid vor Augen halten, ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen. Was die aktuellen (Ohn-) Machthaber betrifft, so bin ich umso neugieriger, ob auf der „Bruckner“-Orgel zu Hütteldorf nach dem Kühbauer-Abmarsch demnächst auf dieser grün-weiß drapierten Stegreif-Bühne auch wieder Triumphmärsche gespielt werden…