Vincent oder Vinz, wie man den Bauernbuben aus Gramastetten bei Linz nennt, hat auf der Tofana in Cortina d´Ampezzo (ober-)österreichische Skigeschichte geschrieben. Der neue „Head-Master“ geht in die Annalen ein als erster österreichischer Abfahrtsweltmeister seit Michael Walchhofer vor 18 Jahren in St. Moritz, als erster OÖ-Doppelweltmeister, der den umstrittenen Tofana-Kurssetzer Hannes Trinkl (Olympia-3. 1998, Weltmeister 2001) übertroffen hat, als erster österreichischer Abfahrts-Super-G-Doppelweltmeister seit dem „Herminator“ Maier (1999, Vail) und als erster Speed-Doppelweltmeister seit Bode Miller (Bormio 2005). Wenn das kein Gütesiegel ist, was dann, meine Skifreunde!
Viel elitärer könnten die Namen nicht sein, mit denen der vom Landwirt zum Skistar mutierte Endzwanziger aus einem 5000-Seelen-Ort auf etwa 500m Seehöhe mit etwa 20 Minuten entfernten Skiliften im Mühlviertler Hügelland nördlich der Donau jetzt in einem Atemzug genannt wird – und mit eben diesen jetzt auf Augenhöhe ist. Kurzum, es ist ein Flach- oder Hügelländler aus einem Gebiet, das ähnlich dem ist nahe Wien rund um Heilgenkreuz im Wienerwald, der den Stars aus dem echten Alpenland den Marsch geblasen hat, ganz so, als hätten ihn Gegensätze angezogen.
Ja, er trägt einige Gütesiegel, keine Frage, aber hat der Vinz auch ein Markenzeichen, das ihm so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal in der Ski-Branche verschaffen könnte? Ganz ehrlich gesagt nein, also mitnichten! Selbst als Abfahrer gehört der tolle Techniker nicht zu den Polterern, sondern zu denen, die mit Feinschliff fahren, sozusagen ohne Ecken und Kanten – genau so, wie er auch im Fernsehen rüberkommt. Sympathisch, freundlich, nett und so ehrlich, dass er als So-gut-wie-Doppelchampion im TV sagte, dass er noch nicht weiß, ob das alles auch wirklich ist. Ein fabelhafter Skifahrer und Superbursch, aber weit weg von Typen wie Maier oder Miller, die man so wunderbar gegeneinander ausspielen konnte wie intern den Herminator erst gegen den Steff und dann den Benni oder anders gesagt: den bösen Buben vom anderen Stern und die Musterknaben vom heimischen Herd…
Ja, und dann, Johann Nepomuk Nestroy, das wär´ was für Dich und deinen beißenden Spott gewesen, hätte es zu deinen Lebzeiten schon Skirennsport, Abfahrtslauf und Temporausch gegeben. Kritischer Bosnigl, der du warst und so gerne alles mit Hintergedanken verballhornt hast, hättest du in einer Hundertstel-Komödie dem Sieger als Kontrastprogramm zum Happy End sicher den Namen Kriech- und nicht Schnell- oder Neudeutsch Speedmayr gegeben. Wenn man das unter diesem Aspekt betrachtet, dann hat der Vinz von Geburts- und Familienamen her jedenfalls ein ganz persönliches Alleinstellungsmerkmal. Gegensätze ziehen sich schließlich so an wie die Pole…