Weil von meinem Freund Michael Kuhn im gestrigen Blog die Rede war, so gab´s zwischen ihm und mir anlässlich eines Geburtstagsessens für unseren Freund Heinz Prüller beim „Eckel“ in Sievering auch einige nicht nur sanfte Diskussionen über unseren (Spitzen)-Sport. Zu kritisch wäre ich, was ja gleichbedeutend ist inzwischen mit negativ, wobei ich anfügen möchte, dass ich sehnsüchtig darauf warte, wieder abseits von Ski und Schanze über tolle oder gar (Sport) weltbewegende Triumphe wie Grand-Slam-Siege von Thiem und Muster, wie historische Golfschläge, einen Lauda- und Berger-Nachfolger oder die erste WM-Qualifikation der Kicker seit 1998 berichten zu dürfen, immerhin auch schon ein Vierteljahrhundert her.
Kaum diskutiert, schon gabs ein ganz spezielles Erfolgserlebnis. Was vordem niemand erwartet hätte, traf nämlich überraschend bei der ÖFB-Sitzung ein. In Abwandlung der Papstwahl hallte es durch den Medienwald: Habemus praesidentem! Ja, der Fußballbund hat sich auf den Kärntner Klaus Mitterdorfer als Nachfolger des eher unrühmlich abgedankten Gerhard Milletich geeinigt! Mitterdorfer, wer, wie, wo, was? Das berufliche Pedigree weist den 49jährigen als Vizepräsident der Ärztekammer Kärntens aus, wobei der erste Gedanke täuscht: Mitterdorfer ist kein Arzt, (noch) kein (sportlicher) Wunderdoktor, sondern Magister der Jurisprudenz, der sich um all diese Formalitäten rund um Kassen etc. kümmert.
Das ist durchaus honorig – wie sein ehrenamtlicher Einsatz als Funktionär und Coach im Kleinen (Obmann FC Treibach, Jugendtrainer) wie im Großen (KFV-Präsident seit 2016). Dass Mitterdorfer, frisch gekürt, als designierter Präsident womöglich morgen im heimatlichen Wörthersee-Stadion dem Sieger des finalen Duells Rapid – Sturm Graz den ÖFB-Pokal überreichen darf/wird, käme einer perfekten Inszenierung gleich. Zum Glück regiert ja in dieser modernsten Arena des Landes inzwischen wieder der Fußball und nicht mehr der Wald mit Bäumen, die gepflanzt – oder mit denen heimische Fußballfans im übertragenen Sinn gepflanzt wurden …
Wie gesagt, nicht nur für mich, sondern auch viele andere ist der neue ÖFB-Chef ein so gut wie unbekanntes Wesen, das ja auch auf dem internationalen Parkett wohl noch ein unbeschriebenes Blatt ist. Ein Buch mit sieben Siegeln, das sich jetzt öffnen muss. Mich persönlich würde nämlich schon interessieren, warum sich der davor so zerstrittene ÖFB-Landeskaiser-Haufen sozusagen über Nacht und im Blitztempo auf Klaus Mutterdorfer hat einschwören können, wobei ich anfügen muss, dass ich mangels persönlicher Kontakte und Kenntnisse nicht weiß, was plötzlich alles dafür gesprochen hat. Ich frage mich das wertfrei und ohne Präferenz für irgendeine/n Kandidatin/en, der im Zuge des „Namedroppings“ genannt wurde. Alles, was anderen nachgesagt wurde, ist längst Makulatur.
Wenn ich die berufliche Ausrichtung des neuen Präsidenten richtig interpretiere, dann handelt es sich bei Mitterdorfer sozusagen um einen „Kämmerer“, also einen Mann, der weiß, wie man einen höchst umfangreichen (Verwaltung)-Apparat möglichst umsichtig und effizient lenkt. Was alles er davon im Fußball und seinem Bund einbringen kann, wird schon die nahe Zukunft zeigen, wen er um sich schart. Dazu ist ihm nur das Allerbeste auch im Sinn des heimischen Fußballs zu wünschen. Lassen wir uns – positiv – überraschen.