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Nicht nur hinhauen, sondern auch zuhören, wenn “schwieriger” Hinteregger das Herz auf der Zunge trägt

Ich weiß, ich weiß, viele sind der Meinung, dass Martin Hinteregger, der in noch jungen Jahren und ohne große Verletzungen seine Karriere über Nacht beendet hat, nicht der Hellsten einer sei. Viele halten dem Kärntner mitunter sogar vor, dass er – Ironie am Rande, weil, er meistens auf der linken Seite spielte – abseits vom Kick eher dem Kickl näherstünde als dem politischen und medialen Mainstream. Zumindest wurde ihm das nachgesagt und vorgeworfen, weil er einen alten Freund von Bubenzeiten hat, der nicht zu allem Freundschaft sagt(e).

Als der mitunter schwierige Publikumsliebling in Frankfurt manch einer seiner Aussagen und Aktionen wegen zur Zielscheibe der Kritik(er) geworden war, zog er einen Schlussstrich als hochbezahlter Profi, um beim heimatlichen, unterklassigen Amateurklub in Kärnten die Fußballschuhe zu schnüren. Unerwartet. Unverhofft. Unverstanden, aber konsequent. Inzwischen wären zwar längst Gras und Schnee über die Hinteregger-Story gewachsen, hätte sie nicht der Pay-TV-Sender Sky mit einem Gespräch mit dem Ex-Profi im Riesenrad-Waggon 28 im Prater aufgewärmt, um damit auch Öl ins Feuer zu gießen.

Inwiefern? Weil Hinteregger dabei angesprochen und – typisch für einen, der ohne Rücksicht auf womöglich teure Verluste das Herz auf der Zunge trägt – lauthals kritisiert hat, dass sogar hochbezahlte und hochangesehene Galionsfiguren sich zu Sprachbüchsen von Managern, Funktionären und/oder PR-Agenten degradieren haben lassen. Ja, Hinteregger hat dabei seine Ex-Kollegen mehr oder weniger beschuldigt, in vorauseilendem Gehorsam oder in leiser, vielleicht auch weiser Vorsicht nur das zu sagen, was ihre die Obrigkeiten gerne hören wollen oder zu hören wünschen. Leisetreter sind gefragter als Sprücheklopfer oder Lautsprecher. Wer dagegen aber verstoße, der werde wie er fertiggemacht. Oder aus eigener, innerer Stimme zum Rücktritt gezwungen …

Hinteregger hat, weil er sich offensichtlich im Leben nach der Karriere nichts pfeift, auch den größten aller heimischen Stars ins Visier genommen. David Alaba also, den er dabei namentlich angesprochen hat, würde seit zehn Jahren fast gebetsmühlenartig immer die gleichen, eher inhaltsleeren, aber dafür nicht angreifbaren Schmeichel-Interviews geben statt sich dann und wann zu kritischen Aussagen zu versteigen. Und Hinteregger behauptet, dass er aus den langen, gemeinsamen Zeiten im Nationalteam natürlich genau wisse, was David zum einen über gewisse (Fu0ball)-Themen denke und zum anderen darüber und dazu (nichts) sage.

Ob das alles so zutrifft, wie es Hinteregger von sich gibt, kann und will ich auch nicht beurteilen. Ganz sicher aber stimmt es, dass mit wachsendem Einfluss von PR-Strategen, Presse- und Werbechefs sich zwischen den Topsportlern wie Topkickern und den Medienvertretern eine immer dickere Mauer gebildet hat, die die einst engen Bande zwischen Stars und Reportern nach Bedarf offen lässt oder sie abblockt bis zerreißt. Da dem so ist, wie es sich mir als altgedienten Haudegen darstellt, bleibt die Hinteregger-Anregung, die Journalisten müssten wieder mehr auf die Stars zugehen, ein frommer Wunsch. Andersrum könnte man auch sagen, dass auch die mehr oder weniger jungen Medienleute das Herz auf der Zunge tragen und nach einem offenen Meinungsaustausch statt Wortspenden mit Worthülsen rufen sollten. Wobei für einen alten Hasen wie mich zu befürchten ist, dass es wohl bei wenigen Rufern in der Wüste bleiben dürfte…  

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