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Nicht nur mit und wie Thiem plagt heimisches Profi-Tennis sportlich eine Krise

Nach der vielleicht schlimmsten aller Niederlagen seit seinem eher verpatzten Comeback hat der frühere US-Open-Sieger und Weltranglistendritte Dominic Thiem beim Challenger in Szekesfehervar zunächst eher laut über einen möglichen Rücktritt nachgedacht, ehe er diesen Gedanken fast in einem Atemzug wieder verdrängte. Aber die einstige Speerspitze einer vermeintlichen Erfolgsgeneration im Tennis hat sein frühes Aus und schnelles Leid mit allen anderen halben oder ganzen Landsleuten in Ungarn, aber auch im fernen Arizona und Kalifornien (Ofner, Rodionov), in Tschechien (Sinja Kraus) und im türkischen Antalya geteilt. Dort, wo erst der Burgenländer Ujvari, nun auch Juniorenstar und Hoffnungsträger Joel Josef Schwärzler, in die Südstadt und zum Sportdirektor ausgewanderter Ländle-Alemanne, vorzeitig die Segel streichen musste. Ironie am Rande, dass ihm ein italienischer Signore Ferrari quasi den Auspuff zeigte.

Also ganz schön viel Mist, der eigentlich vor der Haustür weggeräumt werden müsste, was aber die offenbar vom Verband gut versorgten Medien nicht daran hindert, quasi in Erinnerung älterer Großtaten das heimische Tennis im Vergleich zu anderen (Grund-) Sportarten höher leben zu lassen, als es ihm aktuell zusteht. Auch wenn ich selbst eher gern als superb Bälle gewechselt und an die  100 Turniere, 40 Grand Slams inklusive, auf dem Buckel habe, so sei zum Ärger unserer bestens vernetzter Tennis-Granden festgehalten, dass zwischen In- und Output ein Riesenloch klafft. Andersrum: Was Quantität an Klubs und (Hobby) Spielern betrifft, gehört der ÖTV zu den Spitzenreitern. Was aber die Qualität der Turnier-Profis betrifft, auf die bei Topevents so viel Geld wie nie im Falle einer Qualifikation wartet, so hat er zuletzt mit Ausnahmen abgewirtschaftet.

Nicht nur mit Thiem, sondern auch, lassen wir den Pflichtsieg gegen Irland aus, im Daviscup ebenso wie im BJ-King-, vormals Fed-Cup, wo es demnächst in der Europa-Afrika-Zone ums Überleben geht. Und die Teamchefin sich freut, dass inklusive der seit Monaten verletzten, rekonvaleszenten Julia Grabher und der deutschen Österreicherin Sinja Kraus auch alle nicht mehr ganz taufrischen Kandidatinnen (Paszek 32, Klaffner 33) zugesagt haben, dazu als Blutauffrischung die unerfahrene Tamara Kostic, deren Erfolgsliste noch ziemlich überschaubar ist.

Verbandsdirektoren unter sich. Bulle Schwärzler als Hoffnungsträger und Ofner, der ratlos wirkt.

Irgendwie beschleicht da nicht nur unsereins, sondern wohl auch andere, womöglich aktuell erfolgreichere Sportverbände, allmählich das Gefühl von einem Fass ohne Boden. Schließlich leistet sich der Tennisverband ja gleich zwei Direktoren, wovon der für die Wirtschaft zuständige jedenfalls bisher größere Erfolge verbuchen konnte als der für den Sport verantwortliche, der sich zuletzt bei mir über Kritik an seiner Tätigkeit oder aber für mich in seiner Funktion nicht nachvollziehbarem Schwerpunkt (Schwärzler-Coach) beschwert hat.

Wer sich die Mühe macht, die Sieg-Niederlage-Bilanzen von heimischen Junioren bis Profis anzuschauen, dem muss es wie Schuppen von den Augen fallen, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung jedenfalls nicht stimmt. Auch wenn ein so erfahrener Coach wie Günter Bresnik sarkastisch meint, „dass der Schwärzler nicht zu verhindern ist“, also sein Aufstieg a la ehedem Thiem, o wär´s beim gewiss nicht schmalen Budget gefährlich bis fatal, Image und Zukunft auf ein Jahrzehntetalent aufzubauen. Wie schnell sich das ändern kann, hat uns ja Dominic unfreiwillig, aber für ihn und Fans leidvoll vor Augen geführt. Schönfärben, Schönreden und Schönschreiben ist kein probates Gegenmittel…  

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