Ist´s nicht paradox, dass just in einem Brett- statt Brettl-Sport, dem mehrheitlich junge Stürmer- und Dränger: Innen in ihrer ganz speziellen Ausrüstung frönen, die größten Evergreens und ältesten Rekordler produziert werden? In der Tat muss man ja zweimal hinschauen, um glauben zu können, dass eine 51-jährige, in Brett, Schnee, Rennen und Training vernarrte, g´standene Frau wie Claudia Riegler aus der Maier-Heimat Flachau beim Weltcup-Parallelslalom auf der Olympiapiste in China erst im finalen Duell um einen (alters) historischen Sieg von einer Japanerin gestoppt wurde, die sage und schreibe 30 Jahre jünger, also locker ihre Tochter sein könnte…
Was ihren Rekord als älteste Finalistin eines Weltcup-Rennens betrifft, so ist zumindest für mich schwer vorstellbar, dass dieses Claudia-Perpetuum-Mobile in absehbarer Zeit erreicht oder übertroffen werden könnte, da hätte sich Ski-Prinz Hubertus von Hohenlohe noch so anstrengen können beim Busy-Going-Nowhere, er wäre schon aus Gründen des Trainingsdefizits meilenweit davon entfernt geblieben.
Aber kommen wir zurück zu den Schräglagen-Artisten auf den Brettern, die für sie die Winterwelt bedeuten. Zwar sind auch der 44jährige Exweltmeister Andreas Prommegger und der im 40. Lebensjahr befindliche Olympiasieger Benjamin Karl langsam auch schön (schnell) mehr als nur rekordverdächtig, aber geradezu noch Jünglinge gemessen an Claudia Riegler, die übrigens vor einem Vierteljahrhundert ihr erstes Weltcuprennen gewann, aber lang auf erste WM-Medaillen (2011) und noch viel länger auf den ersten WM-Titel warten musste, den sie erst im zarten Alter von 41 Jahren endlich eroberte.
Der Jugendwahn im Sport, der auch aus sportpolitischen, ideologischen (Doping-) Gründen in der Nachkriegszeit des Kalten Krieges eingesetzt hatte, ist inzwischen dem Trend gewichen, das Rad der Zeit immer wieder zurückzudrehen. Und gibt die Riegler-Wundertüte nicht etwa doch der 40jährigen Lindsey Vonn nicht nur recht, sondern erst recht das Recht, die alten Schussfahrten wieder aufzunehmen, als hätte es weder fast sechs Jahre an Rennpause und dazu ein künstliches Knie gegeben, das so mir-nix-dir-nix nicht mehr ersetzt werden kann. Der einstige Jugendwahn hat viele Karrieren ruiniert, aber auch Leben zerstört. Wohin Verjüngungskuren mit Altersstarrsinn führen, lässt sich noch nicht abschätzen. Unumstritten allerdings bei allen akademischen Debatten bleibt, dass Downhill-Highspeed und im Podest-Fall mehrmaliges Parallel-Brettern auch des Gefahrenmoments wegen verschiedene Schuhe sind. Jeder Sport hat deben seine eigenen Gesetze. Und darum sind auch Vergleiche von der älteren Riegler mit der jüngeren Vonn nichts als ein Stiefel…