Geld allein schießt keine Tore und Millionen allein machen noch lange keine Mannschaft. Vor allem dann nicht, wenn die Männer nicht so zusammenpassen, dass sie eine echte, kompakte und durchschlagskräftige Einheit sind. Selten zuvor hat sich das so eklatant gezeigt wie beiden Champions-League-Duellen der Woche. Einerseits beim 2:0-Heimsieg des eingespielten Titelverteidiger Real-Madrid mit einem soliden Alaba und dem Torgaranten Karim Benzema, der immer dort steht, wo ein Torjäger stehen muss, gegen ein bunt zusammengewürfeltes, zudem dezimiertes Millionenteam wie Chelsea.
Wie andererseits am Vortag beim noch klareren 3:0-Heimsieg von Manchester City mit der Urgewalt Erling Braut Haaland gegen einen FC Bayern München, der im Laufe der vergangenen zwei, drei Jahre einen Millionentransfer (Trainer inklusive) nach dem anderen getätigt, mit dem Sammelsurium an sogenannten Stars aber nur Mist gebaut und Zwist gesät hat. Wär´s anders, hätte ja nicht eine offensichtlich Medien zugeflüsterte Kabinenprügelei rund um Sadio Mane und Leroy Sane den kurzen Weg bis hin zu TV-Diskussionen gemacht, wozu man ja in Anspielung auf den Sender nur sagen kann: Na Servus, da muss es ja rund gehen beim FC Hollywood in München zur Begrüßung des Herrn Tuchel.
Stichwort Servus-TV-Experten. Der ehemalige Rapid-Torjäger, Publikumsliebling und Hobbypianist Jan Age Fjörtoft hat ein Thema und keine Theorie angestoßen, indem er – was Bild-Zeitung und andere deutsche Medien ganz gewiss nicht gern hören – die Qualität der deutschen Bundesliga und der deutschen Topspieler mehr als nur in Frage und dabei auch festgefahrene, aber nicht mehr gültige, also überkommene Parameter zur Diskussion stellte. Seine Aussage auf einen kurzen Nenner gebracht mag für den deutschen Fußball schmerzhaft, aber auch lehrreich sein. Viele der sogenannten deutschen Superstars wie etwa beim FC Bayern wären überschätzte Pseudostars. Das würde die deutsche Nationalmannschaft seit Jahren bestätigen, mit der es seit dem WM-Titel vor knapp 10 Jahren in Brasilien immer mehr bergab gegangen wäre – ob bei Euros, ob bei WM-Endrunden, in denen der Anfang auch das Ende bedeutete. Oder, um Thilo Sarrazins plakativen Buchtitel auf Fußball umzulegen: Deutschland schafft sich ab!
Und das trifft meiner Ansicht nach auf den Bayern- und schon -Teamkapitän Joshua Kimmich zu, obschon Steffen Freund, der deutsche TV-Experte, ihn davon (noch) ausnimmt. Und dazu passt, auch wenn man mich da oder dort dafür prügeln sollte, die schon im Jänner unter Nagelsmann beschlossene und jetzt, am Tag nach der ManCity-Pleite publizierte Verpflichtung von Konrad Laimer, von dem ich persönlich nicht weiß, welche Rolle er in München bei einem Überangebot im Mittelfeld er spielen soll? Vom Leipzig-Motor gegen gutes Geld zum Bank-Drücker wie vordem schon Marcel Sabitzer, der auch noch nicht weiß, wie es weitergeht mit ihm als Bayern-Besitz und ManU- oder anderer Leihe.
Diese Ansammlung von Ungewissheiten, zu denen auch die Frage gehört, was und ob was wird aus einem Comeback des 37jährigen, schon vor dem Skiunfall fehleranfälligen Manuel Neuer, schürt Verunsicherung, heizt die Gerüchteküche an und führt offensichtlich auch zu persönlichen Differenzen bis zu Handgreiflichkeiten. Und daran haben in erster die Verantwortlichen ein gerütteltes Maß an Schuld, weil sie um Abermillionen an Transfergeldern nichts anderes als ein Puzzle gekauft haben, das hinten und vorn nicht zusammenpasst. Hätten die inzwischen pensionierten Väter des unaufhaltsamen Bayern-Aufstiegs, also Hoeneß und Rummenigge, nicht einen derart großen, breiten und soliden wirtschaftlichen Grundstock aufgebaut und hinterlassen, dann würde dem FC Bayern mehr als nur eine Diskussion über teure Fehlkäufe und sportliche Pleiten drohen. Mit dem Ex-Abramovich-Klub Chelsea als Pendant.
Alles im krassen Gegensatz zu jenen Millionenklubs, die punkto Trainer und Spieler auf eine verschworene Einheit, reibungslosen Generationenwechsel und damit auch auf Kontinuität setzen. Wie Real Madrid. Wie Manchester City, aber auch der italienische Spitzenreiter und CL-Außenseiter Napoli, der sich dank des alten Trainer-Fuchses Luciano Spalletti und ohne Wahnsinns-Transfers auf den Spuren der glorreichen Maradona-Zeiten befindet!