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Oh du mein Österreich: Echte Kracher, falsche Hoffnungen, geplatzte Träumen

Manch einer meiner Blog-Leser möge entschuldigen, dass ich mir heute angesichts diverser Meldungen und Berichte zu schreiben erlaube, dass wir Österreicher uns im Sport von der barocken Seele, also von Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, verabschieden sollten. Positive Einstellung ist auch und vor allem im Sport und für SportlerInnen eine ganz wichtige Essenz, Qualität und Einstellung, ist aber kontraproduktiv, wenn sie mit Fehleinschätzungen, Fehlkalkulationen und auch von medialer Vorspiegelung falscher Tatsachen verbunden ist. Ich werde jetzt einige Beispiele herausgreifen, die diese sich immer wieder oder sogar immer öfter öffnende Schere zwischen euphorischer Über- oder desinformierter Unterschätzung zum einen, enttäuschten Hoffnungen oder geplatzten, allzu utopischen Träumen andrerseits illustrieren.

Wer die wundersame Story des angeblich letzten „Käfigkickers“ Benjamin Kanuric gelesen hat, der von Rapid über Salzburg, Köln-Deutz wieder im Rapid-Nachwuchs und im ÖFB-U19-Team gelandet ist, der hätte vermeinen können, die Fussballwelt würde sich um ihn reißen. Auch das ständige Gerede von den tollen WM-Chancen eben dieses rotweißroten Nachwuchsteams hat sich als Seifenblase entpuppt, die nach einem „unverdienten“ 0:2 gegen England und dem bitteren 2:4 gegen Israel so gut wie geplatzt ist, obschon wieder laut darüber nachgedacht wird, dass wir bei einem Sieg gegen die nicht gerade unterbemittelten Serben doch noch irgendwie in diese WM reinrutschen könnten, die im Fußball-Exotenreich Indonesien gespielt wird.

Ja, so sind wir Österreicher, die sich jetzt auch dank einiger außergewöhnlicher Helden und aus Athen geholten, edlen Wasser-Rosen für eine Schwimmnation halten. Das aber, bei allem Respekt, entspricht keinesfalls den Tatsachen, weil einer wie Felix Auböck, 25, als 16jähriger die Heimat verließ, um in Berlin das Abitur zu bestehen, in Michigan den Bachelor zu machen, nach einem kurzen Sidestep nach England zu wechseln, um sich dort zum Goldfisch (Kurzbahn-WM), Silberhecht (Langbahn-EM), mehrfachen Blechtrommler (Olympia, WM, EM) und Masters-Studium-Qualifikanten zu entwickeln. Und eine ebensolche Ausnahme ist auch der Wahllinzer aus Innsbruck mit japanischen (Großpapa)Wurzeln, der von mir zum Monsieur Butterfly stilisierten Simon Bucher, der im Training wie in Rennen bereit ist, sich so auszupumpen, dass es mitunter für ihn nicht nur atemberaubend, sondern buchstäblich zum Kotzen ist. Nur schade, dass ein so vielseitiger Schwimmer wie Bernhard Reitshammer, ebenso der 50m-Pool-Möglichkeiten wegen zwangsweise ein Wahllinzer aus Tirol, sich zumindest vorderhand für die nicht-olympischen 50m-Bewerbe und gegen das olympische 200m-Lagenschwimmen entschieden hat. In ihm würde durchaus das Potenzial stecken, als hervorragender Brust-, Rücken- und Kraulschwimmer den alten Rogan-Rekord zu brechen, den olympischen Endlauf zu erreichen und echte Europa-Medaillen zu erobern…

Ja, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, dann hätten wir schon viel, viel mehr tolle Resultate auf dem Konto statt Luftschlösser gebaut, die sich im Ernstfall immer wieder in Nichts auflösen, man denke nur an manch einen Fußball-Transfer, der groß angekündigt, aber nie vollzogen wurde. In diesem Zusammenhang kann man einem Watford-Ersatztorhüter Daniel Bachmann nur wünschen, dass der neue Manchester-United-Trainer aus Holland wirklich ein Aug auf ihn geworfen hat und nicht nur sein eigener Manager. Und das gilt natürlich auch für unser aller Arnie, also Arnautovic, von dem ich lese, dass es um ihn ein hartes Ringen zwischen Bologna, wo er unter Vertrag ist, der alten Juventus-Dame und neureichen Türken (Besiktas Istanbul) geben soll. Da bin ich schon gespannt, wie das alles wirklich endet – oder so ähnlich wie das Hornberger Schießen um den jungen Demir, für den sich der vor einem Jahr erfüllte Barcelona-Traum als Krankl-Nachfolger in ein sportliches Desaster verwandelt hat. So ist´s meistens, wenn man sich etwas vorgaukelt, das mit Realität nichts zu tun hat. Dafür mit allzu oder eigentlich nicht einmal mehr boulevardesker Übertreibung, bei der eine positive Schlagzeile in der nächsten negativen Headline mündet. Oh du mein Österreich…

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