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Olga Mikutina oder: Österreich, deine Sport-Migranten

Früher waren´s ein paar Ausnahmen, inzwischen ist´s fast schon die Regel, dass uns SportlerInnen mit Migrationshintergrund immer wieder herausreißen. Ja, was wäre Österreichs Sport ohne – in alphabetischer Reihenfolge erwähnt – diese Arnautovic, Alaba, Bilyk, Dadic, Ding Yi, Grbic, Kalajdzic, Lazaro, Liu, Onisiwo, Polcanova, Rodionow, Szilagyi usw.? Und neuerdings ohne Ukraine-Import aus Charkiw, der 17jährigen Olga Misutina, die vor fünf Jahren mit Frau Mama aus Trainerinnen-Gründen nach Feldkirch gekommen war, damals kein Wort Deutsch verstand oder sprach, es schnell lernte und sich post festum bei ihrem sportfreundlichen Gymnasialdirektor bedankt, dass er sie zehn Tage vor der so sensationell guten Eiskunstlauf-WM mit Platz acht und Olympia-Qualifikation freigestellt hatte. Darauf wollte der Teenager, von Stockholm wieder zurück in Vorarlberg, eigens hinweisen. Und darauf, „dass wir als Nationalkadersportler auch in Lockdown-Zeiten im Herbst trainieren konnten!“

Fräulein Olga, die weitere oder noch bessere Topleistungen ebenso im Visier hat wie die Matura, weiß also auch, was sich gehört und wie man sich verhält. Und wie man was wird, wenn man sich anstrengt. Sechs Mal die Woche mindestens zwei Stunden auf dem Eis und dazu eine Stunde zusätzliches Trockentraining von Kraftkammer bis zum Ballett, das ist sozusagen ihr tägliches sportliches Brot. Seit fünf Jahren bei Elena Romanowa, die ihr in Charkiw empfohlen wurde. Und unter der sie sich im wahrsten Sinn des Wortes sprunghaft entwickelt hat. Fünf Dreifache hat sie in Stockholm in ihrem Kür-Programm gehabt, dabei soll es auch in der neuen Choreographie bleiben, die ein in Oberstdorf tätiger russischer Bekannter der Trainerin zusammenstellt. „Vielleicht mit einer Ko0mbination am Ende“, verrät Olga. „Das macht nicht nur einen guten letzten Eindruck, dafür gibt´s auch zehn Prozent mehr Punkte!“ Bei der WM waren´s nur ein paar Pünktchen, die Mikutina vom sechsten Platz trennten. Also durchaus legitim, dass sie damit kokettiert.

Vorgriff auf die Zukunft, die für Olga erst beginnt, wenn die verdiente Ruhepause nach der WM vorbei ist. Nach Ostern gilt das Augenmerk vor allem den Gymnasialaufgaben, die das Mädchen aus der Ukraine im Normalfall bestens löst. „Einser und Zweier“, verrät sie. Und dass für sie, die ja wegen Wettkämpfen schon vor Cor0ona-Zeiten oft online hatte büffeln müssen, das „Home-Schooling“ auf Neudeutsch „business as usual“ war. Also alles, nur nichts Neues – wie Selbstdisziplin und Trainingsfleiß, Ehrgeiz und Motivation. Dem Sternzeichen Waage schient´s in die Wiege gelegt. Damit hat Olga den Sprung ins mediale Rampenlicht auch westlich vom Arlberg geschafft. Als Neo-Österreicherin mit Migrationshintergrund, die auch den alemannischen Zungenschlag zumindest versteht, sich aber trotzdem auf Hochdeutsch verständigt. Und zudem eine für heimische Begriffe geradezu sensationelle Pirouette zur absoluten Weltspitze gedreht hat. Ein Import, der sich schon  jetzt ausgezahlt hat. Und noch dazu Zukunft hat.

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