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Politheuchelei um IOC-Vorstoß: Nieder mit den Russen da, hoch lebe Owetschkin in den USA!

Anders als viele junge Kollegen und -Innen habe ich die Nachkriegs-Besatzungszeit samt Russenphobie erlebt, die sich besonders dann, wenn man die höchst unfreundlichen Aktionen oder gar Interventionen an der damaligen Demarkationslinie bei der Enns-Brücke im Zug verfolgen musste, oft dramatisch gestaltet und für immer eingeprägt hat. Ich war auch noch bei den olympischen Boykottspielen 1980 und 1984 dabei, wo man sich in Moskau anders als 20, 30 Jahre danach bei Schwimm- oder Ski-Events auf Schritt und Tritt verfolgt fühlte, mitunter sogar mit mulmiger Angst im Bauch. Ich hatte also gute Gelegenheit, auch den politischen Quantensprung mit eigenen Augen gesehen zu haben und am eigenen Leib spüren zu können, ohne mich – und das sage ich als Augen- und Ohrenzeuge subjektiv, aber bewusst – weder von Breschnew noch Putin habe indoktrinieren lassen.

Das sei vorausgeschickt, ehe ich mich mit einigen ziemlich einseitigen, auch medialen Reaktionen auf die IOC-Entscheidung beschäftigen will. Was die anglo-amerikanischen Aufschreie der Empörung ebenso wie mancher EU-Politiker oder aber Spitzenfunktionären des Sports betrifft, so war ja nichts anderes zu erwarten gewesen, sogar normal bei den Klitschkos aus Kiew, die sich allerdings ehedem als von Moskau bestens geförderte Vorzeigeboxer einen (olympischen) Namen machen konnten, ehe sie sich in Deutschland goldene Nasen verdienten. Gilt auch für den linientreuen LA-Weltpräsidenten und Ex-Tory-Abgeordneten Sebastian Coe. Von Skandal, Schande, Verrat bis Verrottung reicht die Skala der Aussagen, denen sich selbstredend auch der nur so genannte, aber im und für unseren Spitzensport wertlose, den Randrandsportlern liebdienende „Kogsi“ als Vizekanzler anschloss.

Ob es zu seinen Aufgaben und Agenden gehört, eine gute halbe Million Euro für zu uns geflüchtete Ukraine-Sportler locker zu machen statt sie in fehlende Förderung des heimischen  Sports und seiner ungenügenden Infrastrukturen zu stecken, wäre des Hinterfragens durchaus wert. Und wenn ich lese und höre, dass es einfach unzumutbar für ukrainische Sportler(inn)en wäre, gegen Russ(inn)en anzutreten, dann … Ja, dann würde ich den doch in gewisser Richtung indoktrinierten und daher auch auf einem Auge blinden Kolleg(inn)en vorschlagen, einen Seitenblick nicht nur, aber speziell aufs Tennis zu werfen, wo rund um die Welt die braven Ukrainer(innen) gegen die bösen Russ(inn)en antreten müssen/dürfen, weil sie dabei nur mit Ball und Schläger „bewaffnet“ sind und – leider nicht immer, aber meistens – sich sogar Hände zum Gruß reichen. Na, da schau her! Selbst gesehen im TV.

Wenn´s nach den Scharmachern ginge, dann würde sich die Frage erheben: Ja, dürfen´s denn das überhaupt, ohne mit den wann und wo immer stets geforderten Sanktionen rechnen zu müssen? Und wo ist der laute Protest just in den Vereinigten Staaten von Amerika, dass in der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, in jedem Team nicht nur ein russischer Legionär spielt, ganz zu schweigen vom russischen Rekord-Brecher Owetschkin, der sozusagen auf Händen getragen, bejubelt, abgefeiert und mit Abermillionen aufgewogen wird als einer der Allerbesten aller Zeiten!

Wo und wie auch immer wird der Sport sozusagen spielend leicht zum Spielball der Politik(erInnen), aber mitunter hört sich vor allem dann und dort, wo der Kapitalismus blüht, die oft heuchlerische politische Einstellung auf. Und dann diktiert als keineswegs sauertöpfische Moral von der G´schicht in der Regel der Spruch, der da heißt: Geld regiert die Welt! Oder: Seid umschlungen, Millionen! Oder schlichtweg auch: Gut ist, was (uns) nützt. Das ist und bleibt weltweit eine Überzeugung, die meist mehr wiegt und oft stärker ist als vorgegaukelte oder vorgekaute Überzeugung, scheinheilige Heuchelei oder aber Verdammung, die oft ohne viel Nachdenken widergekaut und gefressen werden …

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