Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing´. Ein geflügeltes Wort, das sich fast überall und fast immer eingebürgert hat. Das gilt auch für die TV-Perspektive, wenn es sich um solch nebensächliche Dinge wie Fußball, Europa League und Rapid dreht. Die Grünweißen, unser Rekordmeister, sind gegen Anorthosis Famagusta in die finale Playoff-Phase aufgestiegen, was den ORF-Kommentator Oliver P. dazu im Interesse des Rechte-Inhabers, aber womöglich besseren Wissens dazu verleitet hat, folgendes Resümee zu ziehen: „Rapid hat zwar verloren, aber ordentlich gespielt und ist souverän weitergekommen!“ Das stimmt natürlich, was die Milchmädchenrechnung angeht, das 3:0 daheim und das 1:2 auswärts. Aber manchmal wär´s nicht so schlecht, über die üblichen Floskeln hinauszudenken, die da entweder: mehr als aufsteigen kann man nicht heißen oder, nur auf Wien und nicht auf Zypern zutreffend: mehr als gewinnen kann man nicht.
Kritischer Geist, der unsereins ist – und als solcher auch gerne verdammt, verteufelt und nicht gern gesehen, gehört oder gelesen – begnüge ich mich nicht mit nackten Zahlen, sondern schau´ auch nach, wie sie zustande kommen. Und wenn ich gesehen hab´, mit welch leichtsinniger Nonchalance die Rapidler mit dem vermeintlich sicheren 3:0 aufgetreten sind, wie sie mehrmals schon um ein Gegentor gebettelt hatten, das zunächst just jener Strebinger mit tollen Paraden verhinderte, der dann sowohl beim 0:1 als auch beim späten 1:2 keine wirklich glückliche Figur gemacht hat, das hat mich als neutralen Beobachter nachdenklich gestimmt. Ja, gut ist´s ´gangen, nix ist g´schehen, so kann man und werden´s auch die eigefleischten Fans sehen, die ja – man verzeihe den Vergleich aus alten Kabarett-Zeiten – ein grünweißes Brettl vorm Aug´ haben.
Ich hoffe nicht nur, dass sich Rapid mit den Aufgaben steigert, sondern auch darauf, dass man aus dem alles andere denn tollen Auftritt auf Zypern die richtigen Lehren zieht und sich nicht in den eigenen Sack lügt. Vom Ergebnis muss man nicht reden, das war okay. Die Fehlerhaftigkeit samt schlampigen Ballverlusten allerdings war keineswegs in Ordnung. Ein anderes Kaliber als Anorthosis Famagusta hätte diese Schwächen nämlich garantiert ausgenützt, das wird ja wohl auch Didi Kühbauer gesehen haben. Knallharte Analysen sind im Endeffekt nämlich stets wertvoller als Süßholzraspeln aus welchen Motiven immer. Dafür nehme ich gern in Kauf, als Kritikaster zu gelten, der nichts von der frivolen bis fatalen Floskel hält, die lautet: Mehr als g´winnen (oder aufsteigen) kannst ja net.