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Regenbogenschleifen, Transgender-Premieren und andere große Sportsorgen

Ich bin erleichtert. Ehrlich. Ich kann aufatmen. Ehrlich. Wäre ja noch schöner oder besser: schlimmer gewesen, hätte die Uefa ein Verfahren eingeleitet, weil die deutsche Torhüter-Ikone Manuel Neuer am Tag der Regenbogenparaden im Spiel gegen die Portugiesen eine Rainbow-Kapitänsschleife trug zum Zeichen der Solidarität! Plötzlich sind viele auch mir persönlich bekannte Fußball-, Bayern- und Neuer-Fans verunsichert und ganz aus dem Häusl, weil sie nicht wissen: Ist er jetzt auch oder ist er doch nicht schwul, weil er ja nach der Scheidung die Freundin Nina Weiß geheiratet hat?

Oder hat er etwa gar ein Zeichen gegen Homophobie und für Nachfolger seines Ex-Teamkollegen Thomas Hitzlsperger gesetzt, der sich als erster deutscher Nationalspieler vor einigen Jahren geoutet und damit zumindest medial ins Rampenlicht gesetzt hat. Wie auch immer, für die hehren Euro-Fußballfunktionäre bedeutete die Regenbogenschleife keine Polit-Demonstration, sondern in aller politischer Korrektheit natürlich nur ein Symbol für Toleranz und Fairness, was sonst eigentlich? Obendrein ist er ja ein seriöser Welttormann und kein rüder China-Legionär wie unser aller Arnie. Und außerdem musste er aufmerksam machen, dass die Allianz-Arena am Mittwoch aus Protest gegen die homophoben Orban-Ungarn sowieso in allen Regenbogenfarben erstrahlt. Als Zeichen gesetzt zur Freude von Angie und Markus. 

Laurel Hubbard schreibt olympische Transgender-Geschichte als erster Stemmer, der zur StemmerIn wurde.

Womit wir das Neuer-und Rainbow-Thema auch deshalb abhaken können, weil´s inzwischen einen möglicherweise im Olympia-Countdown zu Tokio schon ganz anderen „Aufreger“ gibt, der die Gemüter über die Hardliner-Opposition hinaus wohl erst dann erregen dürfte, sollte die Person des Anstoßes nicht nur das sportliche Establishment durcheinanderwirbeln, sondern auch eine junge heimische GewichtheberInnen-Hoffnung hinter sich lassen.

Ich will sie jetzt nicht auf die Folter spannen, sondern sagen, worum es sich handelt – nämlich die erste Transgender-Stemmerin, die nach einer Geschlechtsumwandlung vor ein paar Jahren als Frau alle olympischen Kriterien und Limits erfüllt hat, an denen sie vordem als Mann gescheitert war. Und jetzt darf sie olympische Geschichte schreiben, weil sie Neuseeland für die Tokio-Spiele in der 87kg-Klasse nominiert hat – in der gleichen Gewichtskategorie, in die im letzten Moment auch noch die Niederösterreicherin Sarah Fischer gerutscht ist.

Wie mittelmäßig oder halbwegs gut die inzwischen 43jährige Frau aus Mann mit veränderten Namen Laurel Hubbard wirklich ist, wird am Ende des olympischen Gewichtheber-Tages ziemlich unwichtig sein. Hauptsache, es darf ein sehr sensibles, aber medial immer dankbareres einstiges Tabu-Thema in den Mittelpunkt gerückt und mehr oder weniger heiß diskutiert werden. Alles im Namen der politischen Korrektheit, die auf sportliche Fairness beim ungleichen Kampf von echten zu umgewandelten Frauen wenig bis gar keine Rücksicht nimmt. Zeichen setzen, das ist die neue, große Mode. Ja, da kniest dich nieder. Endlich. Aufatmen. Ich bin erleichtert, dass der Sport bald seiner größten Sorgen los ist.

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