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Alles in allem historisch – Fußballerherz, was willst du mehr

Geschafft. Endlich. Euro-Achtelfinale. Historisch. Fußballherz, was willst du mehr? Jawohl, mehr als das schlussendlich dürftige 1:0 gegen eine Mannschaft der Ukraine, die eine effizientere österreichische Truppe aus den Socken geschossen hätte. Und wir alle wollen mehr als nur eine gute halbe Stunde eines Angriffsfußballs, bei dem einem tatsächlich das Herz im Fan-Leibe gelacht hatte. Gnade Gott, die brustschwachen, fehlpassanfälligen, defensiv orientierten, kaum angriffswilligen Ukrainer hätten noch den Ausgleich geschossen, dann …

Der geschlauchte Arnie Arnautovic war nicht einmal beim Torjubel erste Reihe Mitte dabei…

Ja, dann hätte sich unser aller Arnie, also Arnautovic, mehr anhören müssen als die Pfiffe, als er – auch stehend K. o., obwohl er schon die längste Zeit nicht mehr rennen hatte können – in der Nachspielzeit ausgetauscht wurde. Ja, denn vor der Pause hatte der China-Legionär nämlich im Widerspruch zu medialen Schlagzeilen (wie „Arnie, rette uns!“) die harmlosen Ukrainer mit seinen zwei, drei fast schon peinlich stümperhaft vergebenen, hundertprozentigen Torchancen vor einem Debakel bewahrt statt Rotweißrot vorzeitig den Aufstieg feiern zu lassen. Wenn der gleiche „Arnie“ dann in einem ORF-Interview gesteht, dass er nach sechswöchiger Verletzungspause also saft-, kraftlos und groggy gewesen wäre bei der Affenhitze in Bukarest, dann muss man sich auch fragen, warum er das seinem Teamchef nicht signalisiert – oder andersrum gefragt – eben das unser Happy-Franco-Foda in der Vorfreude auf den Aufstieg etwa nicht registriert hat?

Und wenn der ORF-Jahrhundertkicker Herbert „Schneckerl“ Prohaska sich als Euro-Experte im Überschwang der patriotischen Gefühle gar dazu verstieg, „dass ich keinen Fehler gesehen hab´“, so ist das höchstens mit der Aufstiegs-Euphorie zu erklären, aber nicht zu entschuldigen. Was ein Drittel der 90 Minuten von Bukarest betrifft, so hat das tatsächlich gestimmt, waren Forechecking und Angriffsgeist endlich so, wie es sich die Fans schon von allen Euro-Anfang an gewünscht hatten, gab´s viele herausgespielte Chancen, die allerdings nicht in Tore umgemünzt werden konnten, wohingegen eine, die keine echte war, dank des Sohlentreffers des später am Kopf getroffenen und ausgewechselten Hoffenheim-Legionärs Baumgartner doch noch zum 1:0 führte.

Damit auch zum Sieg und erstmaligen Aufstieg in ein EM-Achtelfinale und, wie der ORF exklusiv vermeldete, erstmals seit 1954 in eine K.-o.-Runde einer WM oder EM. Das ist am Papier, das bekanntlich geduldig ist, auf den ersten Blick in die Statistik richtig, bei näherem Hinsehen aber doch nicht ganz so historisch. Hätte es bei der WM 78 in Argentinien nämlich anders als sonst keine zwei Vierer-Zwischenrundengruppen gegeben, dann wäre Österreich nach der Vorrunde als Gruppensieger in ein echtes K.-o.-Viertelfinale eingezogen. Und obendrein schwelgte Rotweißrot damals im legendären Edi-Finger-senior-Cordoba-Jubelschrei beim ersten Sieg gegen Deutschland nach 47 Jahren im siebenten Fußballhimmel, ohne überhaupt zu merken, dass es Siebenter der Weltmeisterschaft geworden waren.

Das war, um die Zufallsparallele zu bemühen, am Tag genau vor 43 Jahren geschehen, also an einem 21, Juni. Es sei nur darum angemerkt, damit wir angesichts der historischen Euro-Tat unseren Realitätssinn nicht verlieren. Wenn wir allerdings so spielen wie anfangs gegen Ukraine, werden auch die Italiener spüren, dass mit uns nicht leicht Kirschen essen ist.

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