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Rote Bullen, offene Tore und vernagelte Türen

weltussball

Salzburg schoss sich den Champions-League-Frust von der Seele. So oder ähnlich war´s zu lesen in Medien nach dem 8:2-Kantersieg der offenbar gereizten Bullen gegen St. Pölten, zu Saisonbeginn noch ein Überraschungsteam. Man kann´s, wenn man ehrlich zu sich und der heimischen Bundesliga-Realität ist, auch anders sehen. Jene Tore, die die Salzburger gegen Lok Moskau, gegen Atletico Madrid und zweimal gegen Bayern München nicht geschossen hatten, die sind ihnen jetzt gegen die vergleichsweise zweitklassigen Hauptstadt-Niederösterreicher sozusagen im Handumdrehen oder aus dem Fußgelenk gelungen. Es ist eben ein Unterschied zwischen offenen Toren und vernagelten Türen.

So einem Schützenfest immanent ist gerade in unserem kleinen Fußballland die verführerische Gefahr, den Torreigen über Gebühr zu bewerten und darum auch falsch einzuschätzen. Es hat schon seine Gründe, warum auf höchstem Level der letzte Pass, der erfolgreiche Abschluss und das Quäntchen Glück fehlen, während auf zweiter bis dritter Ebene die Salzburger Torfabrik nicht stottert, sondern sehr oft auf Hochtouren arbeitet.

Es ist eben der Wimpernschlag länger, den man Zeit hat, um zu treffen oder Treffer zu verhindern. Es ist eben der Raum um einiges größer und weiter, um sich durchzusetzen. Es fällt weniger ins Gewicht, wenn selbst in der Vorwärtsbewegung ein fataler Fehlpass passiert, weil´s die Gegner halt nicht so konsequent bis kaltblütig ausnützen und bestrafen wie dann, wenn´s gegen andere Kaliber, bessere Einzelspieler und stärkere Mannschaften geht. Ein paar Energy Drinks beflügeln auch rote Bullen noch lange nicht derart, dass sie auch im Champions- oder Europa League-Ernstfall dann mit einer Leichtigkeit des Seins austoben können…

Das 8:2 gegen St Pölten mag gut fürs Selbstvertrauen des Abonnementmeisters sein, darf aber alles, nur nicht als Vorschub zu einer gefährlichen Überheblichkeit dienen, die gegen Atletico und Lokomotive ganz schön ins Aug gehen könnte. Würd´s aber, so es der Fußballgott will, doch anders kommen, würde es mich doppelt freuen. Nichts wäre im Sinne und zum Wohle des heimischen Fußballs schöner und wertvoller, sollte mich Salzburg einer Fehleinschätzung überführen. Allein, mir fehlt nach allem, was ich bisher von den letztlich habstarken Bullen in der Champions League gesehen habe, daran der Glaube. Auch wenn irren ja menschlich ist …

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