Da es erst seit kurzem herbstelt und der erste Schnee schon wieder der von gestern ist, schaut ja aktuell alles auf den Fußball, der derzeit Konjunktur hat, abseits der Szene aber wirft kaum ein Sportkonsument ein Aug auf eine für Österreichs Wintersport wie Wirtschaft wichtige Entscheidung. Ja, am Samstag fallen in der Schweiz die Würfel, ob Saalbach-Hinterglemm im Rennen mit Crans-Montana und vor allem Garmisch-Partenkirchen die Alpine Ski-WM 2025 veranstalten darf, ein Highlight für Ski-Fans und Hoch-Saison für den Tourismus.
Angesichts Coronas Covid-19 und damit verbundenen Berührungsängsten findet die Abstimmung heuer unter ganz anderen Begleitumständen als sonst statt. Nichts da mit direkten Kontakten, die die Kandidaten vor Ort noch knüpfen oder intensivieren könnten. Nichts da mit beklatschten, tollen Präsentationen, die für Emotionen in einem vollen Auditorium sorgen und womöglich einen Stimmungs-Umschwung erzwingen. Es bahnt sich also, man verzeihe die vergleichende Anspielung, eine Wahl ganz nach der Vision einer „neuen Normalität“ an: Alles keimfrei zugespielt und sozial korrekt nach außen getragen in der und für die Öffentlichkeit. Getuschelt, gemauschelt bis getürkt allerdings wird immer noch hinter den Kulissen des Weltverbandes FIS von den Wahlfrauen- oder Wahlmännern.
Neue Normalität? Mitnichten,! Eher alles beim alten, auch wenn die bedingungslos-fanatischen Anhänger politischer Korrektheit jede Art von Postenschacher bis Millionen-Aufträgen oder WM-Vergaben verdammen bis verteufeln. Wie nicht nur die Skigeschichte lehrt, hat sich ein geflügeltes Wort der Römer bis heute hartnäckig gehalten und durchgesetzt, auch wenn das de Realitätsverweigerer nicht gerne hören; Manus manum lavat oder zu Deutsch: Eine Hand wäscht die andere. So war und so ist eben das Leben in allen Lagen, Bereichen, Branchen, in der Wirtschaft, in der Kultur, in der Politik und natürlich auch in der Sportpolitik. Das Gegengeschäft hatte und hat immer Saison. Wer´s nicht glauben will, der muss – in diesem Fall nicht politisch gefärbt – meist den Preis für noch so löbliche Blauäugigkeit bezahlen. Und durch die Finger schauen statt mit ihnen die Bündel an Geldscheinen zu zählen…
In diesem Sinn ist Saalbach-Hinterglemm und seinem Wortführer und Hausherrn Bartl Gensbichler ebenso wie ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel als einflussreichem Fürsprecher nur zu wünschen, dass sie aus dem gescheiterten ersten Anlauf (gegen Meribel) die nötigen, wichtigen und richtigen Schlüsse gezogen haben, um beim Neustart den Zuschlag für eine zweite Heim- und Sonnen-WM nach 1991 zu bekommen. Angesichts nicht nur der Hinterzimmer-Modalitäten bei der Abstimmung, sondern auch unserer höchst irritierenden Ampel-Regelungen wegen sollte man aber den Tag bei allen Hochrechnungen nicht vor dem Abend loben. Samstag um 17.30 wissen wir dann mehr, was sich wie und warum im Ski-Casino Royal abgespielt hat. Gold oder Blech, das ist die Gretchenfrage. Ohne Alternative.