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Schröcksnadel oder Blick zurück aufs Wellental der Erfolge wie Gefühle

Im Leben kommt alles zurück. Ein Leitsatz, der auch für die 31-jährige Regentschaft des professoralen Peter Schröcksnadel als Skipräsident gilt, deren Bogen im Privat-Fernsehen gespannt wurde. Na Servus, mehr kann man dazu nicht sagen. Als er kam, da schneite es zuerst WM- und Olympiasiege, ehe es Schicksalsschläge hagelte mit einer brutalen, tödlichen Sturz- und Unfallserie. Das Auf und Ab ging danach einerseits mit dem Triumphbogen der alpinen en wie nordischen Erfolgsgenerationen ebenso weiter wie mit dem Katzenjammer um Dopingskandale, Missbrauchsvorwürfe und Vertragsbrüche oder Markenwechsel von gestandenen, goldigen Stars oder solchen in spe. Kurzum, es war nicht nur ein sportliches Wellental, sondern auch ein solches der Gefühle, durch das der Ski-Napoleon seine viele Bereiche umfassende Armada drei Jahrzehnte lang mit Unternehmergeist, manchmal eiserner Faust, aber auch Einfühlungsvermögen eines Seniorenrennläufers und Masters-Teilnehmers steuerte.

Ein Präsident, der einerseits keine Konfrontation scheute, andererseits trotz gesunder Konkurrenz großen Wert auf Kameradschafts- und auch Teamgeist legte. Ein Mann, dem man zum einen den Tiroler Dickschädel nachsagte, der in erster Linie nur auf sich selbst hörte und vertraute, der aber zum anderen bei Handlungsbedarf auch auf die Gefahr von Fehlentscheidungen so gut wie nie zögerte oder zauderte, sondern schnell reagierte. Auch wenn er, was ihm manch Kritiker vorwerfen, den Verband eher autokratisch denn demokratisch führte, oft resistent denn empfänglich für Ratschläge war – unterm Strich haben ihm wachsendes Budget, immer mehr Sponsoren und Aber-Dutzende an Goldenen ebenso wie an Siegen und Titeln recht gegeben.

An einem Mann wie Schröcksnadel, dem großen Macher in kleiner Gestalt, scheiden sich natürlich die Geister, gar keine Frage. Wie immer man ihn, sein Wesen, seine gefragten, aber auch mitunter scharf kritisierten Auftritte betrachtet, so kann man vielen heimischen Sportverbänden nur wünschen, dass sie so einen (durch)schlagkräftigen Präsidenten hätten. Keinen, der als bürokratischer Kompromisskandidat wie die Hofräte Hinsichtl und Rücksichtl ordiniert, sondern kraft seiner eigenwilligen Person wie Persönlichkeit dafür verantwortlich ist, dass der Verband bestens funktioniert und floriert. Erfolgreiche Demokratur im Sport ist allemal besser als dümpelnde Demokratie.

Und das hätte die abgelaufene „coronasierte“ WM- und Weltcupsaison mit kurzfristig übernommenen Weltcup-Events, mit vielen WM-Titeln und Kristallkugeln in fast allen Bereichen außer dem spätestens seit Turin verfemten Langlauf (mit der Top-Mohikanerin Teresa Stadlober) kaum spektakulärer demonstrieren können. Im Leben, so heißt es, kommt alles zurück. So klein der Ski-Napoleon auch ist – in seine Siebenmeilenstiefel werden die Kinderschuhe des Nachfolgers erst schlüpfen müssen. Die Antwort darauf, ob das gelingt, wird ebenso spannend wie jene auf die bisher ungeklärte Immer-noch-Streit-Frage, wer das Jahr eins nach Schröcksnadel in Angriff nimmt.

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