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Schwimmverband als patriarchalischer Selbstbedienungsladen

Österreichs Schwimmverband schickt 28 SportlerInnen in vier Disziplinen zur Europameisterschaft nach Budapest (10. – 23. Mai). Ein Rekord-Aufgebot. Wow! Ob es, sieht man vom Medaillenkandidaten Felix Auböck ab, noch weitere hohe Wellen schlägt, sei einmal dahingestellt. Na ja, da und dort wurde – in Pandemie-Zeiten weniger Limit-Jagden wird man nicht unbedingt päpstlicher als der Papst sein – ein Äugelchen zugedrückt. Schließlich könnt´ ja der eine oder vor allem eine andere die große Chance nützen, sich womöglich noch ins Olympiateam zu schwimmen – und wenn nicht, dann halt zu schmuggeln. Eine dreiste Unterstellung, um meinerseits ein Mütchen zu kühlen? Irrtum. Stimmt nicht, weil das wieder eine Unterstellung wäre. Es stimmt hingegen, dass ich kein Freund von Nepotismus oder Patriarchat bin.

Wer das Budapest-Aufgebot näher unter die Lupe nimmt, der wird feststellen, dass da einige mit von der Partie sind, die gar kein (Einzel-)Limit vorweisen können oder wie die 4x200m-Kraulstaffel der Jungdamen mit addierten Bestzeiten bestenfalls ein lächerliches, an den Haaren herbeigezogenes, virtuelles Fantasie-Limit (32 Sekunden über Weltrekord, 23 Sekunden über EM-Siegerzeit 2018) knacken würden. Wer sich in der Schwimmszene und mit Schwimmzeiten halbwegs auskennt, der merkt natürlich die Absicht und muss verstimmt sein, weil es hierbei weniger um Leistungsnachweis als vielmehr um die Befriedigung persönlicher Wünsche und Interessen geht, die sich ja relativ leicht um- und durchsetzen lassen, wenn ein Schwimmvater erstens Vizepräsident ist im Verband und dann zweitens noch Mitglied der Sportkommission, die über Nominierungen und Entsendungen entscheidet. Circulus vitiosus. Ehrlich gesagt, eine Krähe wird da der anderen wohl kein Aug´ aushacken, gell. Hände falten, G… halten. Zustimmen!

Nur so ist´s ja zu erklären, warum unbedingt eine Kraul-Damenstaffel an den EM-Start geschickt wird, die im Normalfall unter 16 bis 18 Nationen um den 12. – 15. Platz landen kann, es sei denn, es läuft so, wie es beim 10. EM-Rang in Glasgow der Fall war, wo ein (stärkeres) Trio mit Ungarn, Italien und der Schweiz schon vor dem Start zurückgezogen hatte. Was das weltweit bedeuten würde, darüber muss man ja gar nicht diskutieren. Selbst dann, wenn das heimische Quartett eine 8:05er-Zeit (4 x 2:01,25, eher illusorisch) schaffen sollte, wär´s immer noch zehn Sekunden langsamer als der achte und letzte EM-Finalist 2018 (ohne Italien, Ungarn, Sz) – und die Zeit schreitet bekanntlich munter weiter.

Unter dem alten, allerdings nicht mehr zeitgemäßen olympischen Motto: Dabei sein ist alles, ist dem OSV-Vizepräsidenten aus Tirol allerdings jedes Mittel recht und jeder Staffel-Trick gerade gut genug, um seine Kinder, die an sich sehr nette, aber schwimmerisch limitierte Tochter Lena, ebenso wie den jüngeren Sohnemann Leon (stand der deutsche Autor Georg Büchner beim Buch Leonce und Lena etwa gar Pate?), kraft seiner Positionen und in eigener Person als Seoul-88-Vorbild in Olympia-, WM- oder EM-Mannschaften unterzubringen.
Na ja, alles nach dem Prinzip: Wer oben sitzt, der schafft an. Beim Swimming-Pool steht ja übrigens und so nebenbei nicht der einzige Selbstbedienungsladen im heimischen Sport. Gäbe es kompetente und auch übergeordnete Sport-Instanzen oder sogar gut informierte Sport-Minister, dann würden sie solchen Spielchen ins Handwerk pfuschen. Und den „Spielern“ auf die Finger statt womöglich auf die Schulter klopfen. Wer aber mitspielt, macht sich auch mitschuldig, wenn der Olympia-, WM- und EM-Tourismus blüht und gedeiht. Notfalls in einer mehr als nur aufgeblasenen Blase zwischen Hotel und Duna Arena in Budapest …  
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