Leichtathletik

Seit sich LA ans Pay-TV verkauft hat, sind selbst Superstars nur vom Hörensagen bekannt

Haben Sie, werte Blog-Leser, das auch so erlebt wie meine Wenigkeit, der Chronist? Selten zuvor jedenfalls ist eine Leichtathletik-Weltmeisterschaft so an mir vorbeigegangen wie die eben beendete im fernen Eugene! Das mag zum einen mit dem Zeitunterschied von neun Stunden und den Entscheidungen mitten in der Nacht zu tun gehabt haben, auch damit, dass unsere einzige Medaillenhoffnung ausnahmsweise versagt hat, zum anderen aber auch damit, dass es mit ganz wenigen Ausnahmen am Bezug zu Top-Stars fehlt und zudem auch an schillernden Figuren mangelt, die über grandiose (Weltrekord)-Leistungen hinaus mehr als nur Insider elektrisieren. Kanadas Sprintstaffel hat nach Jahrzehnten wieder die US-Boys entthront, na und? Eine Nigerianerin ist dem alten 100m-Hürdenweltrekord gleich zweimal über die Hürden gegangen, na und?

Bleibt Olympiasiegerin Malaika Mihambo, die Heidelbergerin mit väterlichen Sansibar-Wurzeln, die eine deutsche Goldpleite mit ihrem dritten WM-Titel gerade noch verhinderte. Und schließlich der schwedische Amerikaner Armand Duplantis aus Pennylvania, der zum Finale furioso in Eugene seinen eigenen, in seiner Wahlheimat Schweden erst vor kurzem aufgestellten Fabelweltrekord im Stabhochsprung um einen weiteren Zentimeter auf unglaubliche 6,21 Meter schraubte – ein Zentimeter, der 100.000 Dollar wert war, die Prämie, die es bei Weltmeisterschaften für einen Weltrekord gab. Da auch Gold mit Geld (70.000 Dollar) honoriert wurde, hat der gute Armand die Nike-Heimat Eugene als noch reicherer Mann und Sportler verlassen, als er es ohnehin schon war.

Die „Salami-Taktik“, mit der sich Duplantis seit geraumer Zeit Zentimeter für Zentimeter steigert, erinnert an den besten Sergej Bubka, den es vor mehr als 30 Jahren ein gutes Jahrzehnt lang gegeben hatte. Aber diesen Bubka hatten viele vor Augen, weil in seinen Zeiten die Top-Leichtathletik-Meetings in den öffentlich-rechtlichen und staatlichen TV-Sendern fast immer zu sehen waren und nicht wie heute die (Wanda) Diamond League und andere große Events im Pay-TV und dort nur in einem speziellen Angebot.

Und das, werte Blog-Leser, finde ich (als Sky-Konsument) mehr als bedauerlich, denn Leichtathletik und Schwimmen sind zu Land und zu Wasser die Basis des Sports. Ich weiß, ich weiß, dass Geld die (Sport)-Welt in immer verrückterer, unverschämterer Form regiert. Ich weiß, ich weiß, dass in Zeiten wie diesen der Ruf und Trend zu Fun- und solchen Sportarten, die nur noch sportliche Spurenelemente in sich bergen a la Darts und Co., immer mehr wächst.

Aber eben deshalb sollte das Führungspersonal, ob ehemaliger Olympiasieger und Weltmeister wie Sebastian Coe (World Athletics, vormals IAAF) oder der schwimmsportlich unbefleckte, dafür aber steinreiche Emiraten-Wüstensohn Al-Musalam dafür sorgen, dass sich Kinder und Jugendliche den elementaren Sport zum Nulltarif konsumieren und sich dafür begeistern können. Alles andere ist für meine Begriffe ein mieses Geschäft mit Kleingeld, das mit Verlust an Interesse teuer erkauft wird. Mit Verlaub, wer so handelt, der hat eine Mattscheibe. Aber die Geldgier ist, wie wir wissen, ein Hund …

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