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Sentimentaler Abschied vom Streetfighter Nadal als totaler Kontrast zum Thiem-Selbstmitleid

afp/pau barrena

Am Tag, an dem Sebastian Ofner nach verspielten Satzchancen gegen Griechen-Star Tsitsipas ausschied, gab´s den sentimentalen, emotionalen Abschied der spanischen Ikone Rafael Nadal (im Mai 38) von jenem Turnier in Barcelona, das er ein Dutzend Mal gewonnen hatte. Was gegen den vor Ehrfurcht erstarrten Italiener Flavio Cobolli zum Auftakt noch den klaren Sieg ermöglicht hatte, reichte gegen die ähnlich laufstarke australische Ball-Wand Alex de Minaur nur noch für einen Satz. Dann war der Ofen aus oder frei nach Trapattoni die ohnehin nur noch gering gefüllte Flasche endgültig leer.

Ja, so ist der Lauf der Zeit und auch der Geschichte(n) im Sport, dass irgendwann der Zenit überschritten ist und der gerade im speziellen Falle des Streetfighters Nadal überstrapazierte, malträtierte und runderneuerte Körper halt nur noch begrenzt mitmacht, das können auch lange Pausen wie beim 22-fachen Grand-Slam- und 14maligen French-Open-Sieger nicht mehr ändern oder gar verhindern. Wo sich Rost angesetzt und eingenistet hat, dort lässt er sich halt nimmer entfernen in einem so fortgeschrittenen Tennisalter wie bei Nadal.

Wo und wann der „Tennis-Krieger“ wieder auftritt, ob in Madrid, Rom oder auch ein letztes Mal in Roland Garros, tatsächlich so etwas wie sein ganz privates Wohnzimmer, man kann sich dessen sicher sein, dass ihm die Herzen der Fans zufliegen wie kaum einem anderen. Alle Tennisfans, die erlebt haben, wie sehr er sich in gut 20 Jahren mitunter auch unter Schmerzen in Spiele hineingetigert und in Gegner verbissen hat, werden diese – auch der Djoker wird´s schweren Herzens, aber dich zugeben müssen – beispiellosen Fähigkeiten, vermeintlich aussichtslose Bälle unerreichbar zurückzuschlagen, nicht vergessen und in Zukunft so vermissen wie seit einem Jahr, in dem er kaum und schon gar nicht auf höchstem Level gespielt hat.

Nadal hat nicht nur immer alles gegeben, sondern ist mitunter sogar über sich hinausgewachsen, wenn er unter Schmerzen gespielt hat. Und er hat sich so gut wie niemals aufgegeben, auch wenn er instinktiv spürte, dass es an diesem Tag und diesem Ort einmal doch nicht reichen würde, ein Match zu drehen. Unter anderen auch mehrmals gegen jenen Dominic Thiem, von dem unsereins gehofft hatte, er würde einer der Nachfolger von Nadal werden. Aber anders als bei Rafa, dem ewigen Streetfighter, dessen Augen  wetterleuchteten, hat man beim Comeback-Kid Thiem leider immer öfter den Eindruck bekommen, sein resignatives Selbstmitleid wäre größer als der Ehrgeiz, mit aller Kraft und mit den vielen, guten Mitteln, die er erlernt hatte, das Steuer herumzureißen.

Das macht, ganz abgesehen davon, dass er knappe acht Jahre jünger und viel weniger verbraucht ist als der Mallorquiner, den entscheidenden Unterschied aus. Wie zwischen Raufen und Schnaufen da, um das Schicksal doch zu zwingen, dort aber Weinen und Greinen, weil das Glücksvögelchen entflogen  ist!

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