Wie wir alle wissen und immer wieder hören, hat Sport ja mit Politik und Politik mit Sport nichts am Hut, höchstens peripher, wenn es gilt, sich dann und wann mit Stars im Rampenlicht zu sonnen. Dazu könnte man anhand vieler Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch sagen: Wer´s glaubt, ist selber schuld. Ich will da jetzt gar nicht Bezug auf unsere aktuelle Sportpolitik(er) nehmen, die sich in erster Linie darum kümmern, ihre Klientel zu bedienen. Interessant sind ja auch die Beweggründe, wie und warum sich internationale Sportverbände mit welchem Personal neu aufstellen, um damit – psst: nicht weitersagen – auch politisch sozusagen up to date zu sein.
Wenn die Zeichen, Pardon: Personen, nicht trügen, dann scheint das unter anderen auch auf den Schwimmsport zuzutreffen, in dem es sowohl beim Weltverband FINA (Juni 2021) als auch bei der oft rivalisierenden Ligue Europenne de Natation (LEN) zu mehr als nur einem Präsidenten gekommen ist. Ja, ganze Führungsriegen wurden dabei ausgetauscht, wobei auch Rotweißrot durch seinen Anwalts-Verbandspräsidenten Arno Pajek nicht ganz vorn, aber immerhin doch dabei ist. Und das ist, wie allseits vielleicht nicht so bekannt, schon – abseits vom Skisport – eine Ausnahme von der Regel, dass wir sonst mehr oder weniger Mitläufer ohne viel Mitsprache sind.
Was immer da wie dort die Hintergründe gewesen sein mögen für den Austausch an der Spitze, inwieweit auch deftig-heftige Vorwürfe an die Alt-Präsidenten aus Uruguay (FINA) und Italien (LEN) mitspielten – man kann sich bei der Wahl der Nachfolger schon einiges dabei und dazu denken. Wer ist der neue Boss im Weltverband des Schwimmens? Nein, nein, kein US-Amerikaner, kein Kanadier, Australier, kein Südafrikaner, kein Brasilianer, kein Europäer, kein Japaner oder gar Chinese – die Wahl fiel beim Inbegriff des Wassersports auf einen Mann aus der Wüste! Mehr noch, der neue FINA-Chef Husain-Al-Musallam aus dem Scheichtum Kuweit hat seine Wahl auch nicht dank schwimmsportlicher Meriten ins Trockene gebracht, sondern als Jet-Pilot i. R., also Captain, zum Funktionärs-Höhenflug über ganz Asien und nun die ganze (Schwimm-)Welt angesetzt! Und das, obschon er in seinen anderen (olympischen und asiatischen Rollen) im Zusammenhang mit der Fußball-WM-Wahl 2022 von Katar heftigen Korruptionsvorwürfen ausgesetzt gewesen war.
Und jetzt ist ausgerechnet er wie der neue LEN-Chef Silva aus der alles andere denn Schwimmgroßmacht Portugal angetreten, den Sport von jeder Form der Freunderlwirtschaft, um nicht zu sagen Bestechlichkeit, zu befreien! Vom Bock zum Gärtner, hurra! Ja, das ist interessant, keine Frage. Ich möchte nicht wissen, wo und warum da im Hintergrund eine Hand die andere wäscht. Und warum etwa im neuen Europa-Verband nach der Abwahl des Altpräsidenten kein Italiener mehr zu finden ist. Und vor allem kein Vertreter aus jener Schwimm-Großmacht Europas, die binnen zwei Jahrzehnten mehr Groß-Events in einem neuen futuristischen Ambiente (Duna-Arena) perfekt organisiert oder sogar als Retter in der (Absage-)Not von anderen Ländern übernommen hat.
Ja, da darf man sich schon wundern, dass man die oder den Ungarn einfach links liegen gelassen hat als Dank dafür, Weltmeister im Veranstalten gewesen zu sein. Aber höchstens ein in Verschwörungstheorien geübter Schelm, der so Böses denkt, dass (Welt-)Sport und (Welt-)Politik in Zeiten der guten Gutmenschen was miteinander zu tun haben könnten. Aber vielleicht gibt uns demnächst der inzwischen vom Polit-Profi zum Sport-Guru mutierte Peter Filzmaier so gute Einblicke wie in seine Trainingsbücher als Marathonmann…