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Snowboarder Pachner: Fünf Zentimeter zur Endstation Sehnsucht

Fünf Zentimeter haben gefehlt, um Geschichte zu schreiben. Ski-Geschichte, besser gesagt: Snowboard-Geschichte. Fünf Zentimeter, die den 29-jährigen, als Boarder-Crosser Lukas Pachner davon trennten, als erster Wiener im Weltcup zu triumphieren.  Fünf Zentimeter, die erst das Zielfoto ermitteln hatte müssen, um den TGM-Wien-Währing-Absolventen auf das nächste Rennen am Tag danach im georgischen Bakuriani im Kaukasus zu vertrösten. Wie schon vor drei Jahren in Solitude, USA, gab´s also für den kraftstrotzenden Pachner, den sie „Luki“ rufen, einen zweiten Platz und damit das zweite Mal das historisch beste Weltcup-Resultat eines Sportlers vom Wiener Skiverband.

Und wenn Luki inzwischen auch sein neues Domizil jenseits der Donau nahe Korneuburg aufgeschlagen hat – als Snowboarder entdeckt, zum Snowboarder ausgebildet wurde er in Wien vom „Ski-Vater“ Doktor Gipperich (Albertus-Magnus-Schule) und von Alexanmder Dienst, der als Trainer mit Durchblick sowohl Talent als auch Potenzial beim Snowboard-Schüler sah und mit Hilfe des Wiener Skipräsidenten Hermann Gruber, emeritierter Generaldirektor von Steirerbrau wie NÖM, zu fördern und auszuschöpfen begann.

Pachner war ein Spätzünder, der erst als Teenager zum „brettern“ begann, aber bald zur Rakete wurde, die eine Stufe nach der anderen zündete, bis sie via Europacup im Weltcup, auf dem Podest und als erste aus Wien seit 1964 (Leopold Kohl) auch im Olympiateam (2018) landete. Lauter Meilensteine, die Pachner binnen kurzer Zeit setzte – mit Ausnahme weniger Medien allerdings bei weitem nicht so geschätzt wie verdient. Das sei der Wahrheit und Ordnung halber auch hinzugefügt.

Aus olympischen wie WM-Medaillenträumen ist deshalb noch nichts geworden, weil Pachner nach den verpatzten Spielen in Korea beim Weltcup in Veysonnaz (Wallis) richtiggehend ins Unglück stürzte – mehr als nur die Hüfte war dabei zu Bruch gegangen, die Reha keine einfache Sache, das Comeback schwer genug, ehe ihn weitere Stürze nochmals zurückwarfen. Im Countdown zur Corona-Saison, die mit großer Verspätung erst vor kurzem begonnen hatte, gab´s ausnahmsweise keine Verletzungen, Blessuren oder gar Covid-Rückschläge, „aber dafür ist´s nicht richtig gelaufen!“

Lockeren Qualifikationen waren meist verkrampfte Rennen gefolgt, auch bei der WM in Idre war es nicht anders gewesen, einem von Stockholm noch „fünf, sechs Stunden im Auto“ entfernten schwedischen Ski-Dorf.  Vom hohen Norden ging´s flugs ab in den fast mediterranen Südosten Europas nach Tiflis und von dort dann „zwei, drei Stunden im Bus“ nach Bakuriani im Kaukasus, „wo es rundum 3000er gibt und wir in 2200m gestartet sind.“ Auf einem mit Zeiten um 1:20 Minuten ziemlich langen Kurs, auf dem Kraftmeier Luki seine Muskeln spielen ließ, im Finale vom vierten Platz immer weiter nach vorn preschte, bis … ja, bis zur Endstation Sehnsucht, seinem ersten Weltcupsieg, eben doch noch fünf Zentimeter fehlten.

An Talent, Potenzial und Kraft, auch diese marginale Barriere zu überwinden, mangelt´s Pachner nicht. Er muss nur die Geduld aufbringen, auf den Tag X, an dem alles passt, zu warten. Und was seine schwere Hüftverletzung betrifft, so kann ihm keine andere mehr Mut machen und Motivation geben als die (N)Eidgenossin Lara Gut, die sich zwölf Jahre nach zwei WM-Silbernen (2009/Val d´Isere) und nach mehr als einer Hüft-OP in Cortina erstmals zur (Doppel-)Weltmeisterin krönte. Beide sind übrigens der gleiche Jahrgang, der heuer den Zweier im Alter durch den Dreier ersetzt. Kein schlechtes Vorzeichen für Lukas, um womöglich am Schixjaksort Veysonnaz beim Weltcupfinale doch Geschichte zu schreiben. Für sich und für Wien.

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