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Sportler-Wahl als TV-Kriminaltango

Die Hochspannung ist enorm, ich kann´s kaum aushalten und erwarten, bis ich heute endlich weiß, wer die SportlerInnen des Jahres sind, die nicht nur des verdammten Virus wegen sozusagen (Dornen-)Kronen tragen. Ja, wer hat jetzt die besten (Wahl-) Karten bei den etwa 500 Sportjournalisten, die stimmberechtigt waren? Da Corona-geschuldete Absagen von Europa-, wenn nicht Weltmeisterschaften ja einige absolute Weltklasseleute wie etwa den auch heuer wieder konstanten Diskushünen Lukas Weißhaidinger und andere Top-SportlerInnen um Sieg- oder Medaillenchancen gebracht haben, waren diese kein Thema mehr. Und darob auch die Frage obsolet, was gewesen wäre, hätten sie ihre abseits von Großereignissen bei Top-Events erzielten Top-Leistungen in Edelmetall ummünzen können. Konjunktiv. Spekulativ. Vorbei ist vorbei.

Vorweg schon angekündigt bzw. bestätigt wurde mit der Top-5-Shortlist jedenfalls, dass sich zumindest bei den Herren alles auf ein Kopf- an Kopfrennen zugespitzt hat, das  die Fragen aufwirft: Wird Dominic Thiem als erster heimischer Grand-Slam-Sieger im Tennis seit 25 Jahren erstmals mit der Niki-Trophäe ausgezeichnet? Oder hat es unser aller David Alaba trotz der vor allem beim deutschen Nachbarn immer lauteren Kritik an seinem Vertragspoker dank Fußball-Lobby einerseits, der zuletzt schwächelnden Ski-Helden wegen andererseits zum dritten Mal geschafft? Quasi als mediale, rotweißrote Schützenhilfe im „Duell“ mit der Bayern-Führungsriege, die ihm die Rute ins Fenster oder ihn, was die Zukunft beim Verein betrifft, mehr oder weniger ins Abseits gestellt hat? Ob´s ihm nützen würde, sei dahingestellt…

Vorab aber nach Rückfragen schon fix, dass es sich bei der Nacht des Sports um eine Gala handelt, die sich als ORF-Fernsehproduktion ohne Zaun- und andere Gäste nur um all jene SportlerInnen mit oder ohne Behinderung dreht, die es dank Laptop-Knopfdruck-Wahl bis zum Final-Countdown gebracht haben. Sportlerwahl, inszeniert als TV-Kriminaltango mit ungewissem Happy End. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber irgendwie wird man bei diesem Szenario ans berühmte Potemkinsche Dorf erinnert. Hinter einstudierten Floskeln, Verbeugungen mit Abstand, Lobreden auf große Sieger wie knappe Verlierer, aber auch einem womöglich eingespielten Applaus verbirgt sich die von Corona diktierte Realität in Österreichs Sport, der von Kopf bis Fuß, von der Profi-Spitze bis zur Amateur-Basis als Verlierer der Pandemie ächzt und stöhnt. Aber das passt alles zur neuen Normalität und neuen Pflicht, uns hinter Masken zu schützen oder zu verstecken. Wie man´s halt nimmt.

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