Wenn der Dolomitenmann des Grissmann in Lienz geschaffen wurde für die Härtesten der Welt unter der Sonne, dann kann man zur Streif-Bergauf-Bergab-Tortur des Ironman i. R., Sepp Resnik (und seinem Team), nur sagen, dass sie mitunter einem Überlebenskampf auf der klassischen Abfahrtsstrecke gleichkommt. Als Augenzeuge hat man es vor dem legendären Praxmair-Cafe hautnah erleben können, als der Lokalmatador Hans Peter Meyer im Ziel kollabierte, aber nach dem Motto: Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker, binnen fünf Minuten wieder auf den Beinen war.
Bürgermeister Winkler freut sich mit Sepp Resnik auf erste WM!. Isabella Speer gelang großer Wurf.
Auch wenn er sich verausgabt hatte, um den Gesamtsieg konnte (Ü40-Sieger) Meyer nicht mitlaufen. Den teilten sich, Hand in Hand nach 58:57 Minuten ins Rekordbuch laufend, Alexander Hutter und Christian Sturm. Die Stunden-Traumgrenze war durchbrochen. Unfassbar. Unvorstellbar. Sensationell. An die 8 km bergauf und bergab, bis zu 85 Prozent Neigung, noch dazu eine auf nassen Wiesen nicht so fröhliche Rutschpartie …
So unfassbar wie die Zeit der Sieger war und ist die Geschichte und die Leistung der schnellsten Frau, einer gebürtigen Innviertlerin, die seit drei Jahren in Salzburg lebt, den Beruf der Grafikerin erlernt hat, auch bei Verlagen gearbeitet hat und nicht nur um die Wette läuft, sondern radelt, wandert und „zwei-, dreimal die Woche Cross-Fit-Training betreibt: Die 30jährige Isabella heißt zwar Speer mit Nachnamen, aber große Würfe landet sie nur per pedes.
Bergauf ist sie geübt, da hat sie auch den Untersberg-Lauf gewonnen. Bis Montag, also fünf Tage vor der Streif-Challenge (offiziell WERC, World Extreme Run Challenge), hatte Isabella Speer keinen blassen Dunst, dass sie den Abfahrtsklassiker stürmen würde, „aber dann hat man mich (vom Sponsor Biogena) angerufen und gefragt, ob ich da nicht mitmachen möchte. Und ein paar Stunden später hab´ ich dann zugesagt, dass ich es versuchen werd´ auf einer Abfahrt, wo so viele berühmte Stars gewonnen haben!“
Bergab war´s Neuland für sie, weshalb sie auch mehrmals – am Biogena-Livestream festgehalten – am Hosenboden unterwegs war. Anders als andere wirkte Isabelle nach der Tortur, als wär´ sie grad aus einem Fitness-Workout gekommen. Mit einer wie ihr konnte auch der Generalsponsor der Extrem-Herausforderung jubeln, der im Kitz-Kongress nicht nur Siegesfeiern finanzierte, sondern auch seine Gesundheitsprodukte ausgestellt hat. Die Idee vom Streif-Lauf-Klassiker hat im zweiten Jahr im wahrsten Sinn des Wortes sozusagen Beine bekommen.
Und wenn wir von Selbstüberwindung reden, dann gilt es. dem vielleicht ältesten aller Läufers höchste Respekt zu zollen – einem 73jährigen, der schon Zeit seiner Sportlerkarriere nicht nur am Puck, sondern beim Sportklub auch am (Fuß)-Ball war: Herbert Haiszan, Eishockey-Legende, 80mal im Nationalteam, mehr als eine Saison bei fast bei allen Klubs in Österreich, von Wien (WEV) über Klagenfurt (Meister mit KAC), Kapfenberg, Innsbruck und natürlich auch in Kitzbühel, wo er sogar Spielertrainer war. Aber damals hat er höchstens auf Brettln am Klassiker „angestreift“. H. H. kam in etwa drei Stunden unbeschadet ins Ziel – trotz Leistenprobleme, die ihn plagen…
Das Beste des zweiten Streif-Challenge-Tages kam nach dem Schluss, sprich: zur Siegerehrung in der Biogena-City, wo sonst das Hahnenkamm-Pressezentrum domiziliert ist. Dort verkündete dann Kitzbühel-Bürgermeister Dr. Klaus Winkler, dass die nächsten Steigerungsform des Extrem-Events ein besonderes Etikett bekommt. „Es wird 2023 die erste Up-and-Down-Weltmeisterschaft geben!“ Der Weg zum internationalen Klassiker auf der klassischen Streif scheint damit geebnet.