Als Ski-Reporter und Blogger habe ich mich im wunderschönen Pressezentrum von Kitzbühel auch auf digitale Streifzüge begeben, um zu sehen, wie es für Rotweißrot vom Hahnenkamm über St. Anton bis Cortina d´Ampezzo läuft. Das Ergebnis fiel eher ernüchternd aus für einen Weggefährten und auch Schrittmacher des Weltcups mit dem Marken-Weltcup, der schon viel erlebt hat, aber selten solch Tiefen wie in diesen Monaten, Wochen und Tagen, die von Bonjour Tristesee begleitet werden. Sportlich, nicht als Veranstalter mit dem „Alpha-Tier“ namens Kitzbühel, das dank des Top-Knowhows sowohl Schneemangel als auch Neuschnee im Griff hat. Wie beim zweiten Training mit dem Neo-Abfahrer Cyprienne Sarrazin, Ex-RTL-Spezialist, als Überraschungsbesten.
Sieht man von der Unvollendeten des bis zur Traverse sensationellen Andi Ploier aus dem Attergau ab, sieht man vom Kärntner Striedinger ab, der Trainingsdritter mit Vollgas war, sieht man auch davon ab, dass ein Doppelweltmeister wie Vinz Kriechmayr in einem Abschlusstraining auf der frisch verschneiten „Streif“ nicht an seine Grenzen ging, also noch Reserven hat für den Klassiker der Klassiker, so schaut´s just in der einstigen Parade- und Königsdisziplin Abfahrt eher traurig für uns aus. Natürlich hat Kitzbühel seine und andere Gesetze, aber das Gesetz der Negativserie ging auch an den anderen Fronten weiter.
Wenn Stefanie Venier und Nina Ortlieb im zweiten Cortina-Training sich als ÖSV-Beste nur zeitgleich auf Platz 15 klassieren, dann erhebt sich schon die Frage, ob und wenn wie sich das auf der berühmt-berüchtigten Tofana über Nacht ändern soll oder gar kann. Und wenn, schon schlimm genug, gerade ein Jungdamen-Trio für gut genug gehalten wurde, um bei der Juniioren-WM auf der selektiven Karl-Schranz-Abfahrt in Sankt Anton am Arlberg starten zu können, wenn dann die Beste des Dreimädchenhauses nur an 7. Stelle landet, und wenn dann auch bei den Burschen nur die Blechtrommel mit einem vierten Platz gerührt wird, dann … ?
Komme keiner und sage, dies alles wäre nur die Folge von Klimawandel, Gletscherschrumpfen, Pandemieschäden bis zu lachhaften Pannen und blödem Pech, die zu und in Pleiten führen. Damit lässt sich ja wohl kaum plausibel erklären, warum andere, nicht nur große, sondern auch mittlere bis kleine Skiverbände, die mit ähnlichen (natürlichen wie finanziellen und bürokratischen) Problemen kämpfen müssen, uns teilweise um die Ohren fahren, dass es nur so pascht! Dass nicht nur die Nicht-mehr-Beletage, sondern auch und ganz besonders der früher so dominante alpine Nachwuchs der Nicht-mehr-Skination-Nummer 1 hinterherhinkt, es also speziell daran krankt, dass die Talente-Quelle langsam immer mehr versiegt, hat aber mit dem Abgang des vormaligen Alpinchefs Giger, des einen oder anderen Trainers und einiger Ski-Serviceleute ganz sicher nichts zu tun.
Hier muss es kapitale Fehler von wem immer gegeben haben, die jahrelang dank einiger Topleute nicht entdeckt, kaschiert oder offen ausgesprochen wurden, die aber so schnell wie möglich lokalisiert, analysiert und mit allen Mitteln und Möglichkeiten ausgemerzt werden müssen. Mit Schönfärberei, die sogar dazu führt, dass man die saisonal in Innsbruck lebenden Topstars Kilde und den abtretenden Feuz (wie in der TT beschrieben) als Wahltiroler quasi einbürgert, oder gegenseitigen Schuldzuweisungen (Ortlieb gegen Schröcksnadel) ist´s ganz sicher nicht getan. Da unser Spitzensport mit allen Verästelungen schon topgrafisch, historisch und touristisch vom Skisport lebt, muss der Skiverband ohne Wenn und Aber alles daransetzen, die Wurzeln allen Übels zu packen. Alles andere macht im Countdown zur Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm nur böses Blut statt mit einer effizienten Blutauffrischung die dringend notwendige Trendwende zu erzwingen.